Montag, April 30, 2007

Französisch lernen (6)

Heute: Kleiner Sprachführer für Schaffner

Vom 10. Juni an pendeln TGV und ICE zwischen Paris und Frankfurt und Stuttgart. Deutsche Schaffner werden bis nach Paris fahren. Zurzeit besuchen sie Französischkurse. Falls das dort Geübte nicht ausreicht, hier ein paar Standardsätze zum Auswendiglernen:

Unser Team im Zugrestaurant erwartet Sie. - Notre équipe vous attend au bistro.

Personalwechsel. Die Fahrkarten, bitte. - L'équipage a changé. Les billets, s'il vous plaît.

Die elektronische Reservierungsanzeige ist leider ausgefallen. Wir bitten Sie, Fahrgästen mit einer Platzreservierung den Platz freizumachen. - La signalisation électronique à bord du train est tombée en panne. Nous vous prions de céder votre place aux personnes ayant reservé une place.

Nein, das Wochenendticket ist hier nicht gültig. - Non, le billet tarif week-end n'est pas valable dans ce train.

Es tut mir leid, ich bin nicht verantworlich für das, was die Kollegen in Frankreich gesagt haben. - Je suis désolé, je ne suis pas responsable pour ce que les collegues en France ont dit.
(aus der ZEIT vom 19. April 2007)

Freitag, April 27, 2007

Schwein in Paris

Morgens früh aus den Federn, auf der Suche nach dem nächsten Wochenmarkt ist mir jenes erste Foto dieser Reihe gelungen, wobei ich mir selbst auf die Schulter klopfte und dachte: "Das ist aber ein tolles Foto - in Paris werden früh morgens also noch Schweine auf Karren von Schlachter zu Metzger verbracht". Obwohl ich eigentlich keine Ahnung über die logistische Organisation zwischen Pariser Schlacht- und Metzgereibetrieben besitze kam mir diese Praxis irgendwie anachronistisch und doch mal wieder "typisch französisch" vor. Noch besser für das Foto!
Doch halt! Wieso sieht die Szene eigentlich so gespielt aus? Muss das ganze Schlachter-Team mit, wenn Schweine verlegt werden? Und was machen die anderen Fotografen da hinten eigentlich? Der ewige Zweifel stieg auf und nachdem ich mir zunehmend die Frage nach der Schweinehygiene stellte - insbesondere in Zusammenhang mit dem Hund der nun auftauchte und das arme Vieh zu gern aufgefressen hätte - beschloss ich mit der Kamera auf Bereitschaft zu bleiben. Die folgende Fotoserie zeugt davon, dass ich es kaum besser hätte treffen können: Nicht nur, dass das Schwein echt ist - es ist auch beliebt: Die Schlachter-Equipe lässt es duschen und an diesem schönen Pariser Freitag-Morgen an einem kleinen Gläschen teilhaben. Da wird man glatt (auch) zum Vegetarier. (Auf die Fotos klicken, um sie zu vergrößern.)

Montag, April 23, 2007

Essen im Exil (3)

Heute: Geschnittene Spaghetti mit Ei.

Der Autor ist von einer anstrengenden internationalen Flugreise heimgekehrt. Auf dem Weg von der Metrostation zum Appartment kommt er an einer ganzen Reihe gut riechender französischer Lokale vorbei, die aufgrund des guten Wetters auch draußen bedienen. Und so steigt der Duft von Meeresfrüchten und saftigen Steaks direkt in seine Nase und weckt: Hunger.

Die Küche ist leider nicht so gut auf die Heimkehr vorbereitet, niemand hat übers Wochenende frisches Gemüse eingekauft und für überbackene Nudeln fehlen die Nudeln und der Backofen. Vorhanden: Spaghetti, Käse, Eier, H-Milch und Öl. Mal wieder Zeit für eine kurzentschlossene Improvisation.

Die Spaghetti werden gekocht und mit einem Stück Butter "verfeinert", die restlichen Zutaten werden in einer Pfanne "verquirlt" und fangen nach kurzer Kochzeit bereits an zu "brocken".

Ordentlich Salz, Pfeffer und "Herbs de la Provence" ran und dann alles in eine gemeinsame Schale "gegeben". Feststellung: Die Brocken und die Spaghetti mögen sich nicht vermischen, bleiben in ihren jeweiligen Ecken. Die Lösung: Heute gibt es Spaghetti "coupé", nörgelnde Italien-Kenner können mich mal. Fürs Foto noch ein verirrtes Salatblatt hinzu und fertig ist die Laube.

Guten Appetit.

Foto: Geschnittene Spaghetti mit Ei. Als Getränk eignet sich hervorragend ein Glas Wasser.

Donnerstag, April 19, 2007

Französisch lernen (5)

Heute: "Merci professeur !"
Während die Akzent-Diskussionen munter weitergehen (wer klingt am französischsten? Derzeit liege ich ganz gut im Rennen) ist es Zeit, für ernsthaftere Fragen zur französischen Sprache eine echte Kapazität hinzuzuziehen.

So ist mir zum Beispiel zu Anfang meines Aufenthaltes ein kleines - von allen Seiten wohl ignoriertes - Malheur passiert: Zum Essen bei einer befreundeten Familie eingeladen kam das Gespräch auf "Küssen". Das alte französische Wort dafür - und nur dessen konnte ich mich in diesem Moment entsinnen - ist "baiser". Oder war es nicht so? Kurz mal in die Runde nachgefragt erntete ich ein kurzes Schweigen und dann die Bestätigung: "Ja natürlich, ist schon recht..."

Tatsächlich sagt man zu küssen heute aber "embrasser" - das Wort "baiser" hat dagegen eine leichte Bedeutungsverschiebung, hin zum horizontalen "ficken" erfahren. Und während man sich bei jenem Abendessen wohl eher aus der Verlegenheit herausmanövrieren mochte und mir eine Peinlichkeit ersparte, hätte es der "Professeur" sicher richtig gestellt.

Der "Professeur" heißt eigentlich
Bernard Cerquiglini und hat einen Vertrag bei TV5. Er tritt auch auf einer eigenen Seite im Internet auf. Die Folge über baiser und embrasser ist da genauso zu finden, wie eine Episode über das so bekannt klingende "le vasistas". "Vasistas" ist eine Art Lüftungsflügel an Fenstern und Türen und jeder Ostfranzose weiß, warum es der deutschen Frage "Was ist das?" so ähnlich sieht. Oder glaubt es zumindest zu wissen - die Antwort gibt der "Professeur" - hier.

Dienstag, April 17, 2007

Uni-Alltag: Prokrastination mach ich schon

Als unser Professor Najman vor den Osterferien vorschlug, man solle doch die freie Zeit in den Ferien nutzen um das Memoir abzuschließen, vor allem da anschließend der ganze Klausurenstress anfange, war ich doch schon ein bisschen verlegen. Heute, eine Woche nach den Osterferien, stecke ich noch immer mitten in der Arbeit. Spontan habe ich mich im Studiverzeichnis der Gruppe "Prokrastination - mach ich schon" angeschlossen.
Derzeit stehe ich früh auf und verbringe meine Vormittage vor den normalen Uni-Veranstaltungen in der Instituts-Bibliothek. Ich komme generell ganz gut voran und habe etwa zwanzig Seiten geschafft. Kleiner Wehrmutstropfen: Ich schaffe es nicht von Anfang an auf französisch über mein Thema "Migrationsauswirkungen auf die Quellländer im nördlichen und subsaharischen Afrika" zu dozieren - die nächste Woche soll daher ganz der Englisch-Deutsch-Französischen Übersetzungskunst gewidmet sein - Hurra!
Eine viel schlimmere "Prokrastinatorin" (das Wort hat es mir angetan - es steht für Leute mit zwanghaftem Aufschiebeverhalten) habe ich heute getroffen. Das steigert natürlich die eigene Laune und das Selbstwertgefühl. Die junge Italienerin hat noch nicht viel mehr als das "Planning" (dieses Wort ist französisch auszusprechen) zustande gebracht und bleibt dennoch italienisch zuversichtlich.
In meinem deutschen Studienplan für Volkswirtschaftslehre ist eine Arbeit wie mein Memoir nicht vorgesehen. Von daher mache ich mir auch nicht viel Hoffnung auf eine eventuelle Anerkennung in meinem deutschen Notenheftchen. Dennoch ist so ein Memoir durchaus eine nette Übung. Zum einen hat man das Gefühl produktiv zu sein - wichtig nach einem Jahr ERASMUS. Zum anderen will der Professor immer mal wieder über den Fortschritt der Arbeit informiert werden und gewinnt so mit der Zeit Zutrauen. Vor wenigen Wochen ist Professor Najman mit mir ganz euphorisch durch diverse Sekretariate gestapft und hat mich mit meinem Anliegen überall vorgestellt: "Dies hier ist Herr Argus, ein sehr intelligenter Student aus Deutschland, er bräuchte hier eine Auskunft." Dabei hat mein Professor in der Tat keine Ahnung, wie intelligent sein Student wirklich ist - ich bin da ganz froh, dass wir die Auskunft über meine Noten des letzten Semesters doch nicht gekriegt haben. Das Zutrauen soll ja nicht gleich wieder erschüttert werden.

Foto: Weiterhin Frühlingsstimmung in Paris.

Sonntag, April 15, 2007

Funky Notre Dame

Bei der Planung einer sommerlichen "Tour de France" ist uns mal wieder aufgefallen, dass die Tour in französisch männlich, der Turm - der auf französisch ebenfalls "Tour" heißt - aber weiblich ist. Für einen Deutschen, der französisch lernt, ist diese glatte Vertauschung der Geschlechter auf eine perverse Art leicht zu merken. Schlimm geht es dem Engländer, der in beiden Sprachen zunächst mal fremd ist, selbst noch aus einer geschlechtslosen Sprache übersetzt und sich daher insgeheim fragt, warum Turm und Tour überhaupt Geschlechter haben sollen - und vor allem wo...

Anstatt viel Text gibts heute Funky Notre Dame in vier verschiedenen Farben. Ansonsten bin ich an meinem "Memoir" dran, womit ich nicht meine Erinnerungen an eine ganz besondere Kindheit meine, sondern vielmehr eine Semesterarbeit für die Uni.



Mittwoch, April 11, 2007

Drei eher negative Erfahrungen


Nach einem kurzen aber sehr schönen Osterurlaub bei den Eltern sind wir wieder auf dem Weg nach Paris. Noch bis zum 10. Juni ist man auf der Strecke auf einen klassischen Zug angewiesen - mittelschnelle Lok und altmodische Waggons ohne Steckdosen. Wenn erst mal die neuen Züge mit 320 Stundenkilometern fahren, dann ist man auch in der Hälfte der Zeit am Ziel - und nicht so ein gutes Ziel für kleine Kinder mit Feuerwaffen. Denn plötzlich geht unsere Reise nicht mehr weiter, im Bahnhof von St Avold bleiben wir stehen und rühren uns für mehr als eine Stunde nicht mehr von der Stelle. Ein Polizeioffizier taucht auf und erklärt, offensichtlich hätten kleine Kinder unsere Lok abgeschossen. Der Treffer saß so gut, dass die Lokomotive ausgetauscht werden muss.
Und das ist erst eine von drei negativen Erfahrungen auf unserer Heimreise. Die zweite registriere ich in der Metro. Da gibt es dieses Plakat, das mich in den Wahnsinn treibt - es hängt immer noch. Zum ersten Mal ist es vor mehr als zwei Monaten aufgetaucht. Es wirbt für einen Film - "Le Prix à Payer" und zeigt eigentlich nur recht langweilig: Zwei Pärchen. Eigentlich verschwinden Plakate für neue Filme nach zwei Wochen wieder - dieses hier verschwand auch erst und tauchte dann unerwartet wieder auf - Filmstart war erst Anfang April. Aber was mich an dem Plakat eigentlich aufregt, sind die beiden mittelalten Pärchen. Das eine, neben dem geschrieben steht "pas de fric" ist ja ganz ok - französisch, ganz bisschen heißblütig etc. Doch das andere, neben dem "pas de cul" steht treibt mich zur Weisglut. Sie trägt ein orangenes Kleid und sieht genervt aus. Er: Ganz leichter Bauch, perfekt sitzende Kravatte, angegrautes Haar und ein Gesicht das sagen will "ich kann für all das nichts". Beide Pärchen stehen vor weißem Hintergrund und ich habe keine Ahnung, wie sie so für diesen offensichtlich langweiligen französischen, gesellschaftssatirischen Film werben wollen. Sie hängen in jeder Station, bei jeder Tages und Nachtzeit und sie sagen nur: Kein Arsch, Kein Geld und "Er" fügt hinzu: "Und ich kann für all das nichts". Würde das nicht jeden zum Wahnsinn treiben? Wer hängt solche Plakate auf?
Dritte negative Erfahrung: Jemand hat an unsere Türklinke eine Unterhose meines Mitbewohners gehängt. Wo kommt die her? Vom Balkon geweht? Wie lange hing die da? Wir wissen es nicht und würden auch gern mehr über unsere Flurnachbarn erfahren...

Foto: Paris erblüht im Frühling. Aufnahme aus dem Jardin du Luxembourg.