Es ist jetzt zweieinhalb Jahre her, seit ich nach Paris gekommen bin. Schon seit einiger Zeit wohne ich nicht mehr in der Stadt, doch es ist nicht schwer vorstellbar, dass Paris einen nur schwer wieder los lässt - und so schlage ich noch immer regelmäßig in der Stadt ein.
Mein kleines schwarzes Buch für die Adressen der Stadt ist in der ganzen Zeit auch immer voller geworden, auch in einer so gut durchsuchten Stadt lässt sich immer wieder der ein oder andere Geheimtipp finden. Einen Teil dieses Schatzes werde ich nun hier teilen. Es handelt sich in der Mehrheit um eher günstige Adressen, die auch für den Studenten-Geldbeutel geeignet sind, es finden sich jedoch auch die ein oder andere etwas teurere Ausnahme - Paris macht einfach mehr Spaß, wenn man auch mal etwas mehr ausgeben kann.
1. Restaurants und Essen für zwischendurch...
- Creperien, eine große Auswahl gibt es hier in der Rue Montparnasse im 14. Arrondissement (Metro Edgar Quinet), eine ganze Reihe machen einen sehr guten Eindruck. Auch nett: Creperie "Suzette" in der 24, rue Francs Bourgeois im 3. Arrondissement (Metro Hotel de Ville).
- Französisch ist man zum Beispiel im "au Verre Luisant" in der rue Verrerie 64. Es gibt einfache französische Gerichte zu erschwinglichen Preisen, auch wenn die Bedienung mitunter etwas verschlafen ist sollte man die Terrines Legumes versuchen. Auch ganz gut für den Preis ist das "Le Samson" im 13. Arrondissement (rue Samson, Metro Place d'Italie)
- Für Zwischendurch eigenen sich einige kleinere Etablissements zum Beispiel im Marais, da wären das allgemein populäre "L'as du Falaffel", das übrigens doch auch am Sabbat offen hat und gutgelaunt das angeblich beste Falaffel der Stadt bietet (rue des rosiers) oder das noch kleinere "Miam Café", wo man sich sein Sandwich zusammenstellt (Nahe Place des Vosges, rue de Turenne 25)
- Internationale Küche gibt es reichlich: Vietnamesisch/laotisch/thai am besten in China Town im "Rouammit&Huong Lan" und am allerbesten mit Ente (105 Avenue d'Ivry, 13. Arr. Metro Maison Blanche). Amerikanisch im "Breakfast in America", einem American Diner mit berühmten Pfannkuchen und immer viel Betrieb. Gegründet von euchten Hollywood-Größen. (4 rue Malher, 4. Arr., Metro St.Paul). Kubanisch gibts natürlich im "Cubana". Leckere Tapas, entspannte Atmosphäre als Restaurant, Bar oder Club (17 Rue Vavin, 6. Arr. Metro Vavin). Echt international mit kreolischen, mexikanischen, indischen und afrikanischen Einflüssen, super angesagt und echt lecker isst man im "Ave Maria" im alternativen 11. Arrondissement (1 Rue Jaquard, Metro Oberkampf). Arabisch gibts bei einem guten Bekannten im "Assnabel". Hier gibt es vor allem libanesische Mezzehs, kleine Gerichte, die man gleich haufenweise angereicht bekommt und vor allem viele leckere vegetarische Alternativen bieten (6 rue Pierre Chausson, 10. Arr.)
2. Bars, Cafés
- Le Carré: schwule Bar/Café, Happy Hour bis 21 Uhr mit großem Bier für 3,60Euro, Bedienung manchmal zu schwul zum bedienen. (18 rue du Temple, 4. Arr. Metro Hotel de Ville)
- Raidd Bar: die schwule Stammkneipe - Eintritt nur für Männer, Bedienung duscht gerne hinter Glas ( ebenfalls rue du Temple, gegenüber Le Carré)
- La Perle: Volles Haus mit "cool people", dass Kate Moss hier war glaub ich allerdings nicht, Bier um 3 Euro (78 Rue vieille du Temple, Metro Hotel de Ville)
- Le Bazar Egyptien: orientalische Shisha-Bar mit guten Cocktails in der belebten Rue de Lappe nahe Bastille (Rue de Lappe 29-31, Metro Bastille)
- Ladurée: Berühmtes Kaffee-Haus mit mehreren Niederlassungen in der Stadt, berühmt für seine Macarons und die heiße Schokolade. Aber gut ist eigentlich alles dort, auch etwas teurer. (21 Rue Bonaparte, 6. Arr., Metro St Germain d. Près)
- La Jacobine: Beste heiße Schokolade, schlägt sogar noch Ladurée. Auch lecker: die großen Salate. (Cour du Commerce Saint André, 56-61 rue Saint-André. Metro Odeon.)
- Centre Cultural Suedois: Die schwedische Alternative für einen Kaffee-und-Kuchen stopover in nettem Hof. Kuchen 3 Euro. Montags geschlossen. (11 rue Payenne, Metro St. Paul)
Na dann mal viel Spaß!
Mittwoch, Mai 13, 2009
Donnerstag, Juni 07, 2007
Der große Abschieds-Artikel
Semester-Abschiedsparty der englischen Universität. Die Party findet auf einem Schiff auf der Seine statt. Das Wort "englisch" steht in diesem Zusammenhang natürlich für ein sehr trinkfreudiges Völkchen, umso mehr, da auf dieser Party der Alkohol umsonst ist. Für den Eintritt soll man dagegen satte 35 Euro zahlen, für die meisten Kinder aus reichem Hause auf dieser kleinen aber exklusiven Uni ist das aber offensichtlich kein Problem. Ich selbst und auch mein Mitbewohner gehören nicht ganz in diese Kategorie und ziehen es vor, uns unbemerkt an Bord zu schleichen.
Für eine Pariser Party ist der Schwarzen-Anteil mit null hier ungewöhnlich gering. Aber englische Universitäten sind keine Bildungseinrichtung für die (bunte) Masse, sondern ein eher elitäres (weißes) System, dass natürlich auch mit einem vollkommen anderen Schlag von Studenten einhergeht. Hier studiert man konservativ, Werte-orientiert und mit einem ordentlichen Vermögen im Rücken (es sei denn man ist durch sehr gute Leistungen aufgefallen und genießt ein großzügiges Darlehen). Ein krasser Gegensatz zu den eher links orientierten Studenten in Deutschland, die in der Masse zwar oft ähnlich unsympathisch, dafür aber mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit in aller Welt ausgestattet sind. Hier ist man vielmehr offen elitär.
Für die nicht gezahlten 35 Euro bekommen wir dann auch sehr viel "Englishness" geboten. Während der DJ im Rumpf der Barkasse bereits rotiert, stehen die jungen Mädels in ihren Ballkleidern und die jungen Herren mit Frack und Schlipps doch eher passiv da. Hier sieht wirklich jeder soo Englisch aus. Die Stimmung kommt erst langsam mit dem Alkohol.
Dann lösen sich die Herren langsam aus ihren distinguierten Konversationen mit Zigarre und diesem unwiderstehlichen, aber leicht gekünstelten Lachen (hust hust), das sie sich sicher von ihren Vätern, den Lords ihrer Majestät abgeschaut haben, und wagen sich an die ebenfalls scheuen, Rehkitz-gleichen (hust hust hust) Damen heran, die ihrerseits von verzücktem Gelächter erröten und ihre junge, erst neunzehnjährige, doch ach so weiße und sehr englisch-proportionierte Hand dem Herrn entgegenstrecken.
Das Ende des Abends versinkt dann im grauen Dunst.
Am Montag gab es Noten im Französisch-Kurs. Wir hatten eine Klausur mit vier Seiten zur Frage "Qu'est-ce qu'un acteur?" geschrieben und sollten nun, bevor wir die Noten bekämen, über unsere eigene Leistung im letzten Semester resümieren. Nachdem alle recht schüchtern erklärten, dass sie teilweise ganz zufrieden wären aber teilweise auch nicht genug geleistet hätten, war ich an der Reihe.
Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass meine Klausur nicht sonderlich verlaufen war und beschloss daher, nochmal zu versuchen das Ruder herumzureißen. Also begann auch ich erstmal mit einem kurzen Abriss über meine guten Leistungen. Aber dann, anstatt meine Schwächen zu betonen, fing ich an den Professor und seine Kursleitung zu kritisieren. Ich erklärte, dass ich mit seinen Hauptargumenten unserer über das Semester geführten Diskussion überhaupt nicht einverstanden wäre. Ich beschuldigte ihn, uns lediglich beweisen zu wollen, dass früher alles besser gewesen wäre und das seine Beweisführung absolut unzulässig wäre, weil er da ja Äpfel und Birnen vergleiche. Nach dem ich so ein paar Minuten vor mich hin argumentiert hatte unterbrach mich der Lehrer, erklärte "ja an Sie erinnere ich mich recht gut" und gab mir einen Extrapunkt. Ich beendete den Kurs mit der besten vergebenen Note.
Das war mein Jahr in Paris. Es ist noch nicht ganz zuende, doch die letzten zwei Wochen werden undokumentiert bleiben - nur ein paar Kleinigkeiten vorweg vielleicht: Ich muss noch einmal an die Uni: Meine Abreisebestätigung und die grandiose Liste mit all meinen belegten Kursen im Sekretariat abholen. Dann werde ich auch noch ein letztes Mal nach Creteil fahren, der freundlichen arabischen Bäckerin auf Wiedersehen sagen und meine Konto-Angelegenheiten mit meiner verhassten Bank (BNP-Paribas, damit alle gewarnt sind. Schlimmer ist nur noch Credit Lyonais) regeln.
Noch einmal werden am nächsten Wochenende fast alle meine Freunde aus der Zeit in Paris hier versammelt sein (zum Beispiel die im Bild oben). Diejenigen, die bereits abgereist waren, haben sich noch einmal für ein Wochenende angekündigt. Dann kommen noch drei Tage ausziehen und aufräumen und schließlich geht es wieder in Richtung Osten, ins Land der aufgehenden Sonne...
Nein - ich vergehe nicht vor Abschiedsschmerz. Ein bisschen traurig ist es aber schon. Schon allein, weil in der Heimat erstmal wieder lernen angesagt sein wird - ich habe genau 40 Tage um mich auf die nächsten Klausuren vorzubereiten. Dann, im Sommer werd ich wieder hier sein, in Paris warten noch mein Mitbewohner und meine alte Wohnung auf mich.
Bis dann. Und Danke für die Aufmerksamkeit!
Dienstag, Mai 29, 2007
Erasmus am Ende
Gestern hatte ich meine letzte Klausur. Jetzt folgen nur noch ein paar Essays, einzureichen in einer Woche und ab dann bin ich eigentlich nur noch zum Spaß in Paris.
Viele andere Erasmus-Studenten sind schon nach Hause gefahren, mit einer von ihnen, Aline, habe ich mich letztens zu einem Abschieds-Café an der Metro Jussieu verabredet. Bei arabischem Tee und Gebäck und später einem Spaziergang durch den botanischen Garten (mit Känguruhs!) haben wir das letzte Jahr nochmal Revue passieren lassen. Hat es sich eigentlich gelohnt?
Natürlich muss man zugeben, dass ein ERASMUS-Jahr "anders-effizient" ist. Man schafft nicht so viele Kurse wie zuhause, das liegt schon ganz natürlich an den sprachlichen Problemen, zumindest zu Anfang. Hinzu kommt, dass nicht die gleichen Kurse wie zuhause angeboten werden und es somit schwierig ist einfach "synchron" weiter zu studieren. Im Endeffekt habe ich mir in Frankreich Kurse ausgesucht, die ganz anders hießen, als die nächsten, die bei mir in Deutschland auf dem Plan gestanden hätten. Bei mir kommt aber auch der Spezialfall hinzu, dass ich noch nicht mal ganz mit dem Grundstudium fertig war, als mich Paris "gerufen" hat.
Insofern war es ein Abenteuer. Das französische System macht es an meiner Uni unmöglich, schon im vorab verbindlich festzulegen, welche Kurse des Auslandsjahres später anerkannt werden. Ein genauer Plan über Kursinhalte und Literatur fehlt im Internet - genau das fordern aber deutsche Dozenten um Garantien abgeben zu können. Und wenn man dann im Ausland ist, muss man es mit manchmal abenteuerlichen Kombinationen aus mehreren Fächern versuchen, um daheim vielleicht eine Anerkennung zu bekommen. Ich habe daher eine andere Strategie gewählt.
Ich habe (nachdem alles andere unheimlich mühsam und wenig erfolgversprechend erschien) einfach das Interessanteste dessen gewählt, was angeboten wurde. Ich habe Kurse genommen, von denen ich zunächst nicht wusste, ob sie in Mainz überhaupt angeboten werden und mich probeweise schon in eine recht präzis-definierte Richtung der Volkswirtschaft bewegt. Ich habe quasi vor dem Ende meines Grundstudiums die Chance wahrgenommen, schonmal mitten ins Hauptstudium zu schauen und mich in eine Richtung zu spezialisieren. Das gibt mir Motivation für das weitere Studium daheim. Von daher hat es sich also gelohnt.
Durch mein "Memoir" - eine Art Semesterarbeit, hatte ich erstmals in meinem Studium das Gefühl, auf einem sehr eng begrenzten Gebiet zum "Experten" zu werden und mich gründlich auszukennen. Das war hier möglich, weil man sich in Frankreich erstens früher spezialisiert und zweitens, weil man als Erasmus-Student natürlich jede Freiheit bei der Kurswahl genießt.
Aline ist einverstanden - es hat sich alles in allem gelohnt, auch wenn man sicherlich zumindest ein bisschen Zeit im Studium verplempert hat. Jetzt fährt sie erstmal Heim, ins Aoste-Tal am Fuße des Mont Blanc um über den Sommer auf dem Hof der Eltern zu arbeiten. Das ist ein attraktives Vorhaben. Ich fahre heim, um in Deutschland den Rest des Sommersemesters mitzumachen und endlich doch mein Grundstudium abzuschließen. Das ist auch...."anders-attraktiv".
Foto: Nostalgie: Ehemalige Austausch-Studentinnen aus aller Herren Länder erinnern sich.
Viele andere Erasmus-Studenten sind schon nach Hause gefahren, mit einer von ihnen, Aline, habe ich mich letztens zu einem Abschieds-Café an der Metro Jussieu verabredet. Bei arabischem Tee und Gebäck und später einem Spaziergang durch den botanischen Garten (mit Känguruhs!) haben wir das letzte Jahr nochmal Revue passieren lassen. Hat es sich eigentlich gelohnt?
Natürlich muss man zugeben, dass ein ERASMUS-Jahr "anders-effizient" ist. Man schafft nicht so viele Kurse wie zuhause, das liegt schon ganz natürlich an den sprachlichen Problemen, zumindest zu Anfang. Hinzu kommt, dass nicht die gleichen Kurse wie zuhause angeboten werden und es somit schwierig ist einfach "synchron" weiter zu studieren. Im Endeffekt habe ich mir in Frankreich Kurse ausgesucht, die ganz anders hießen, als die nächsten, die bei mir in Deutschland auf dem Plan gestanden hätten. Bei mir kommt aber auch der Spezialfall hinzu, dass ich noch nicht mal ganz mit dem Grundstudium fertig war, als mich Paris "gerufen" hat.
Insofern war es ein Abenteuer. Das französische System macht es an meiner Uni unmöglich, schon im vorab verbindlich festzulegen, welche Kurse des Auslandsjahres später anerkannt werden. Ein genauer Plan über Kursinhalte und Literatur fehlt im Internet - genau das fordern aber deutsche Dozenten um Garantien abgeben zu können. Und wenn man dann im Ausland ist, muss man es mit manchmal abenteuerlichen Kombinationen aus mehreren Fächern versuchen, um daheim vielleicht eine Anerkennung zu bekommen. Ich habe daher eine andere Strategie gewählt.
Ich habe (nachdem alles andere unheimlich mühsam und wenig erfolgversprechend erschien) einfach das Interessanteste dessen gewählt, was angeboten wurde. Ich habe Kurse genommen, von denen ich zunächst nicht wusste, ob sie in Mainz überhaupt angeboten werden und mich probeweise schon in eine recht präzis-definierte Richtung der Volkswirtschaft bewegt. Ich habe quasi vor dem Ende meines Grundstudiums die Chance wahrgenommen, schonmal mitten ins Hauptstudium zu schauen und mich in eine Richtung zu spezialisieren. Das gibt mir Motivation für das weitere Studium daheim. Von daher hat es sich also gelohnt.
Durch mein "Memoir" - eine Art Semesterarbeit, hatte ich erstmals in meinem Studium das Gefühl, auf einem sehr eng begrenzten Gebiet zum "Experten" zu werden und mich gründlich auszukennen. Das war hier möglich, weil man sich in Frankreich erstens früher spezialisiert und zweitens, weil man als Erasmus-Student natürlich jede Freiheit bei der Kurswahl genießt.
Aline ist einverstanden - es hat sich alles in allem gelohnt, auch wenn man sicherlich zumindest ein bisschen Zeit im Studium verplempert hat. Jetzt fährt sie erstmal Heim, ins Aoste-Tal am Fuße des Mont Blanc um über den Sommer auf dem Hof der Eltern zu arbeiten. Das ist ein attraktives Vorhaben. Ich fahre heim, um in Deutschland den Rest des Sommersemesters mitzumachen und endlich doch mein Grundstudium abzuschließen. Das ist auch...."anders-attraktiv".
Foto: Nostalgie: Ehemalige Austausch-Studentinnen aus aller Herren Länder erinnern sich.
Samstag, Mai 26, 2007
Jobsuche auf französisch
Ich verabschiede mich innerlich so langsam von ERASMUS, während mein Mitbewohner auf der Jobsuche für den langen Sommer ist.
Offensichtlich verläuft die Suche nicht ganz so unkompliziert wie er das von seiner Heimat England gewohnt ist. Auf die ersten Bewerbungen gab es unerwartet viele Absagen, obwohl wir hier nicht gerade von einem Job-Novizen sprechen. Endlich trudelten dann in den letzten Tagen auch die ersten Zusagen ein. Doch was war das? "Wir würden Sie recht herzlich zu einem Gespräch einladen - Mit freundlichen Grüßen, das kubanische Staatsballett."
"Hups - wo hab ich mich denn da ausversehen mal wieder beworben?" Ballett-Tanzen liegt nämlich weit außerhalb dessen, was ich meinem Mitbewohner so zutrauen würde. Der Termin wird natürlich wahrgenommen, man weiß ja nie welche Karriere einem noch bevor stehen könnte.
Heute dann, kam wieder ein Anruf: "16 Uhr Vorstellungsgespräch - Einverstanden." Doch gleich nachdem der Hörer in die "Gabel" gefallen war (auch wenn wir hier von einem modernen Telefon von "Lobicom" sprechen), kam meinem Mitbewohner die Erkenntnis: Es ist ja schon 15.04 Uhr! Und ich brauche noch einen neuen Anzug!
Nun war Eile geboten. Eine Schnelldurchsuchung des Kleiderschranks ergab, dass für das Vorstellungsgespräch in der nahegelegenen Cocktailbar tatsächlich ein neuer Anzug - zumindest Hose, Hemd und vielleicht sogar Schuhe nötig waren. Um 15.15 Uhr verließen wir also das Haus auf dem Weg zu "Zara" um die Ecke. Ich habe noch nie in meinem Leben so schnell Klamotten eingekauft. Eine Hose in der richtigen Größe war nach dem zweiten Fehlversuch relativ schnell gefunden, das Hemd wurde auf dem Spurt zur Kasse eingesackt. Problem Schuhe: Entweder noch schnell welche finden oder Super-Kleber um die Ecke kaufen. Ein kurzer Blick auf die Uhr erklärt nüchtern: Weder noch.
Nagut, zuhause stellen wir fest, dass die Schuhe das noch einmal mitmachen. Problem aber: Das Hemd ist natürlich viel zu groß. Noch 11 Minuten bis zum Vorstellungsgespräch. Während ich noch schnell ein anderes Hemd bügele, steht mein Mitbewohner mit der Haarwichse vor dem Spiegel. Und tatsächlich: Um fünf Minuten vor Torschluss ist er mit neuer Hose, unvorhergesehenem Hemd, ohne Krawatte und mit den alten Schuhen auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch. Na dann viel Erfolg!
Foto: Dunkle Wolken über dem Tour Montparnasse. Minuten später versinkt Paris in einem gigantischen Gewitter.
Offensichtlich verläuft die Suche nicht ganz so unkompliziert wie er das von seiner Heimat England gewohnt ist. Auf die ersten Bewerbungen gab es unerwartet viele Absagen, obwohl wir hier nicht gerade von einem Job-Novizen sprechen. Endlich trudelten dann in den letzten Tagen auch die ersten Zusagen ein. Doch was war das? "Wir würden Sie recht herzlich zu einem Gespräch einladen - Mit freundlichen Grüßen, das kubanische Staatsballett."
"Hups - wo hab ich mich denn da ausversehen mal wieder beworben?" Ballett-Tanzen liegt nämlich weit außerhalb dessen, was ich meinem Mitbewohner so zutrauen würde. Der Termin wird natürlich wahrgenommen, man weiß ja nie welche Karriere einem noch bevor stehen könnte.
Heute dann, kam wieder ein Anruf: "16 Uhr Vorstellungsgespräch - Einverstanden." Doch gleich nachdem der Hörer in die "Gabel" gefallen war (auch wenn wir hier von einem modernen Telefon von "Lobicom" sprechen), kam meinem Mitbewohner die Erkenntnis: Es ist ja schon 15.04 Uhr! Und ich brauche noch einen neuen Anzug!
Nun war Eile geboten. Eine Schnelldurchsuchung des Kleiderschranks ergab, dass für das Vorstellungsgespräch in der nahegelegenen Cocktailbar tatsächlich ein neuer Anzug - zumindest Hose, Hemd und vielleicht sogar Schuhe nötig waren. Um 15.15 Uhr verließen wir also das Haus auf dem Weg zu "Zara" um die Ecke. Ich habe noch nie in meinem Leben so schnell Klamotten eingekauft. Eine Hose in der richtigen Größe war nach dem zweiten Fehlversuch relativ schnell gefunden, das Hemd wurde auf dem Spurt zur Kasse eingesackt. Problem Schuhe: Entweder noch schnell welche finden oder Super-Kleber um die Ecke kaufen. Ein kurzer Blick auf die Uhr erklärt nüchtern: Weder noch.
Nagut, zuhause stellen wir fest, dass die Schuhe das noch einmal mitmachen. Problem aber: Das Hemd ist natürlich viel zu groß. Noch 11 Minuten bis zum Vorstellungsgespräch. Während ich noch schnell ein anderes Hemd bügele, steht mein Mitbewohner mit der Haarwichse vor dem Spiegel. Und tatsächlich: Um fünf Minuten vor Torschluss ist er mit neuer Hose, unvorhergesehenem Hemd, ohne Krawatte und mit den alten Schuhen auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch. Na dann viel Erfolg!
Foto: Dunkle Wolken über dem Tour Montparnasse. Minuten später versinkt Paris in einem gigantischen Gewitter.
Samstag, Mai 19, 2007
Die anderen Seiten von Paris
Am verlängerten Wochenende ist mal wieder Besuch in der Stadt. Der Anspruch diesmal: Nicht die ausgetretenen Touristenpfade sondern die geheimen, alternativen Orte der Stadt möchte man entdecken. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe in Paris. Denn mit vielen dutzend Millionen Besuchern jedes Jahr ist Paris die populärste Touristendestination in der ganzen Welt - sprich: es bleiben nicht viele Pfade, die touristisch unerschlossen sind.
Auch wenn viele Paris-Fans das Marais als "Insider-Tipp" verkaufen wollen, quillt es jetzt im Sommer und am Wochenende von Besuchern nur so über. Die sind zwar nicht ganz so "touristy" wie unter dem Eiffelturm - aber wirklich beschaulich und alternativ kann man das Judenviertel, das Schwulenviertel und die vielen historischen Hotels Particuliers nicht mehr nennen.
Ein paar Ecken gibt es aber doch und wenn man ein bisschen geduldig ist, erschließen sich einem mitunter noch ein paar Überraschungen.
Nicht wirklich ein Geheimtipp, aber wenigstens nicht in jedem Reiseführer zu finden ist beispielsweise das "Bretonen-Viertel" in der Rue Montparnasse, direkt bei uns um die Ecke. Es handelt sich hierbei um eine Ansammlung teilweise sehr gemütlicher Creperien, die noch vor allem von einheimischen Parisern frequentiert werden.
Alternativer wird es dann zum Beispiel auch im 13. Arrondissement. Nahe beim Place Italie findet sich nicht nur das China-Viertel, in dem Florian neben günstigen und guten Asiaten wohnt. Südwestlich des Platzes wirkt Paris bald viel kleinstädtischer. In kleinen gepflasterten Straßen und Plätzen finden sich hier durchaus nette Lokale, Bars und Restaurants. Gestern beispielsweise fanden wir da in der Rue Samson einen guten greko-Franzosen mit Menus unter der Woche ab sehr günstigen 11 Euro. Dank einer gewisse Zuneigung zwischen einer unserer Freundinnen und dem Kellner war der Alkohol sogar teilweise geschenkt.
Anschließend ging es in den Nordosten von Paris. Jenseits von Bastille und dem Platz der Republik mit ihren vollen Bars und Clubs (das "Bataclan" liegt da in der Nähe der Metro Oberkampf und rund um Bastille kennt man Rue de Lapp und Rue de la Roquette mit vielen Bars und ein paar Clubs) gibt es durchaus noch so etwas wie eine "alternative Szene". In der Rue St Maur fanden wir schließlich zwischen alten Autowracks und Grafitti-besprühten Hausfronten einen Laden, der erstens voll und zweitens sehr heiß war. Die Musik wurde von einem schwedischen DJ beigesteuert, dessen Freundin sich in unserer Begleitung befand. Und auch nur durch diesen Kanal war uns dieser Fund gegönnt. Die Atmosphäre in dem Laden erinnerte stark an "Wohnheim-Bar"-Stimmung in "good old" Mainz, etwas, das man in Paris nicht allzuhäufig finden dürfte. Unter dem illustren Publikum unterhielten wir uns zum Beispiel mit zwei barocken jungen Modestudentinnen, die von dem Abend auch schon sehr "profitiert" hatten ("avoir bien profité").
Um zwei Uhr kam dann Marie ("Merci-Marie" war überall an den Klowänden zu lesen und brachte uns zur Schlussfolgerung, dass es sich um die Wirtin handeln müsse) und bat uns langsam ans heimgehen zu denken, da die netten Nachbarn doch auch ihren Schlaf bräuchten. Wir beschlossen den Abend im Nachbarschafts-freien Bastille-Viertel und werden den heutigen Samstag-Abend wahrscheinlich vollkommen un-alternativ im Le Queen auf den ordinär-luxuriösen Champs Elysées verbringen.
Foto: Die "Passage Brady" in der Rue du Faubourg Saint-Denis. Das Viertel hier südlich des Ostbahnhofs ist auch ein touristisch eher unerschlossenes Gebiet, dass mit seinen vielen Indern, Türken, Asiaten und sonstigen Landsmännern durchaus sehr interessant ist: Günstiges Essen und viel Leben auf der Straße zu jeder Uhrzeit.
Auch wenn viele Paris-Fans das Marais als "Insider-Tipp" verkaufen wollen, quillt es jetzt im Sommer und am Wochenende von Besuchern nur so über. Die sind zwar nicht ganz so "touristy" wie unter dem Eiffelturm - aber wirklich beschaulich und alternativ kann man das Judenviertel, das Schwulenviertel und die vielen historischen Hotels Particuliers nicht mehr nennen.
Ein paar Ecken gibt es aber doch und wenn man ein bisschen geduldig ist, erschließen sich einem mitunter noch ein paar Überraschungen.
Nicht wirklich ein Geheimtipp, aber wenigstens nicht in jedem Reiseführer zu finden ist beispielsweise das "Bretonen-Viertel" in der Rue Montparnasse, direkt bei uns um die Ecke. Es handelt sich hierbei um eine Ansammlung teilweise sehr gemütlicher Creperien, die noch vor allem von einheimischen Parisern frequentiert werden.
Alternativer wird es dann zum Beispiel auch im 13. Arrondissement. Nahe beim Place Italie findet sich nicht nur das China-Viertel, in dem Florian neben günstigen und guten Asiaten wohnt. Südwestlich des Platzes wirkt Paris bald viel kleinstädtischer. In kleinen gepflasterten Straßen und Plätzen finden sich hier durchaus nette Lokale, Bars und Restaurants. Gestern beispielsweise fanden wir da in der Rue Samson einen guten greko-Franzosen mit Menus unter der Woche ab sehr günstigen 11 Euro. Dank einer gewisse Zuneigung zwischen einer unserer Freundinnen und dem Kellner war der Alkohol sogar teilweise geschenkt.
Anschließend ging es in den Nordosten von Paris. Jenseits von Bastille und dem Platz der Republik mit ihren vollen Bars und Clubs (das "Bataclan" liegt da in der Nähe der Metro Oberkampf und rund um Bastille kennt man Rue de Lapp und Rue de la Roquette mit vielen Bars und ein paar Clubs) gibt es durchaus noch so etwas wie eine "alternative Szene". In der Rue St Maur fanden wir schließlich zwischen alten Autowracks und Grafitti-besprühten Hausfronten einen Laden, der erstens voll und zweitens sehr heiß war. Die Musik wurde von einem schwedischen DJ beigesteuert, dessen Freundin sich in unserer Begleitung befand. Und auch nur durch diesen Kanal war uns dieser Fund gegönnt. Die Atmosphäre in dem Laden erinnerte stark an "Wohnheim-Bar"-Stimmung in "good old" Mainz, etwas, das man in Paris nicht allzuhäufig finden dürfte. Unter dem illustren Publikum unterhielten wir uns zum Beispiel mit zwei barocken jungen Modestudentinnen, die von dem Abend auch schon sehr "profitiert" hatten ("avoir bien profité").
Um zwei Uhr kam dann Marie ("Merci-Marie" war überall an den Klowänden zu lesen und brachte uns zur Schlussfolgerung, dass es sich um die Wirtin handeln müsse) und bat uns langsam ans heimgehen zu denken, da die netten Nachbarn doch auch ihren Schlaf bräuchten. Wir beschlossen den Abend im Nachbarschafts-freien Bastille-Viertel und werden den heutigen Samstag-Abend wahrscheinlich vollkommen un-alternativ im Le Queen auf den ordinär-luxuriösen Champs Elysées verbringen.
Foto: Die "Passage Brady" in der Rue du Faubourg Saint-Denis. Das Viertel hier südlich des Ostbahnhofs ist auch ein touristisch eher unerschlossenes Gebiet, dass mit seinen vielen Indern, Türken, Asiaten und sonstigen Landsmännern durchaus sehr interessant ist: Günstiges Essen und viel Leben auf der Straße zu jeder Uhrzeit.
Montag, Mai 14, 2007
Formvollendet Vorgeführt
Am Freitag hatte ich meine Klausur in "Politique du Développement" und dachte anschließend eigentlich, für eine kleine Weile nun meine Ruhe zu haben. Die Klausur war gut verlaufen. Nur der Professor war etwas verärgert, weil ihm offensichtlich jemand Aufgabenblätter entwedet hatte, die später auf der Toilette wieder auftauchten. Wir bekamen also eine neue Aufgabe und hatten dann zwei Stunden Zeit, eine Fragestellung und schlüssige Argumentation (inkl. aus dem Kopf zitieren) aufzusetzen.
Anschließend fuhr ich nach Hause, legte mich aufs Sofa und - bekam eine Nachricht aufs Handy:
"La soutenance de votre memoir sera lieu le lundi à 12 heures." hatte mir da eine Dame aus dem Instituts-Sekretariat auf den "Repondeur" gesprochen. Meine was? Meine Verteidigung?
Ach ja mein Memoir. Ich dachte eigentlich die 27 Seiten hätte ich hinter mir. Doch nein: Eine kurze Anfrage bei meinem Professor ergab bald, dass es um eine kurze Präsentation meines Memoirs und eine anschließende Diskussion gehe. Eine weitere kurze Mail verriet mir, ja, auch ein Projektor sei vorhanden, einer Powerpoint-Präsentation stehe nichts im Wege.
Somit war meine Wochenendplanung weitgehend festgelegt und ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet bereitete ich mich auf eine Präsentation meiner Arbeit vor. Wird der Vortrag öffentlich sein? Darf jeder mitdiskutieren? Was muss ich anziehen? Ich beschloss mir selbst nicht allzuviele Fragen zu stellen und fuhr dafür am Montag Morgen einfach etwas früher an die Uni. Ich wollte sehen, wie sich die anderen Studenten schlagen würden.
Vor dem "Salle Keynes" saßen bereits zwei Studentinnen, eine davon erkannte mich auch sofort und wir verglichen unsere Präsentationen. Soweit ich mich umsah war ich der einzige mit fertiger Powerpoint-Präsentation und auch der einzige mit ordentlichem Hemd. So schlimm würde es also nicht werden.
Andere Studenten kamen hinzu, gelegentlich trat der Professor aus dem Tagungszimmer und rief den nächsten Kandidaten auf. Eine der wartenden Studentinnen war offensichtlich sehr nervös. Sie hatte "Rescue-Spray" ("alles pflanzlich") dabei, um ihrer Nervösität Herr zu werden. Ihr Zustand verschlechterte sich, als sie 10 Minuten vor ihrem Auftritt feststellte, dass ihr Spray alle war.
Einen gewissen Grund für Nervosität konnte auch ich ausmachen: Vor mir waren 3 Studentinnen an der Reihe - alle drei fielen durch, mussten ihre Arbeit in einem Monat in neuer Fassung noch einmal einreichen.
Schließlich war ich an der Reihe. Ich nahm mir beim eintreten fest vor, die Spannung der Situation sofort ein bisschen aufzulösen: "Wie wars in Vietnam, Herr Professor?"
Die Taktik funktionierte recht gut. Ein kurzer Plausch über beeindruckende Erfahrungen in Asien und anschließend ging es ein bisschen zu wie beim Videoabend zuhause. Ich startete die Präsentation während wir beide zurückgelehnt auf unseren Stühlen saßen und der Professor gelegentlich Zwischenfragen stellte.
Die ganze Präsentation lief gut, in der geplanten Zeit, und nur aufgrund von etwas komplizierteren Zwischenfragen verfiel ich zwei oder dreimal kurz ins Englische - für den Professor auch kein Problem. Schließlich diskutierten wir noch ein paar Minuten über einige Punkte und der Professor erklärte mir was er noch gerne hinzugefügt hätte.
Alles in allem zeigte er sich aber durchaus sehr zufrieden, vor allem die Form und Präsentation hatten ihm gefallen. Er speicherte sich meine Präsentation ab um später seinen Studenten zu zeigen, wie es richtig geht.
Als wir fertig waren war ich auch hochzufrieden und fühlte mich sehr erleichtert. Bis genau zu dem Zeitpunkt, an dem Professor Najman interessiert nachfragte: "und haben sie auch sonst viel geschafft, im letzten Semester?" Einem durchschnittlichen Erasmus-Studenten muss an dieser Stelle ein bisschen heiß werden.
Foto: Auch sehr heiß: Die letzten Nächte in Paris. Inzwischen ist der Ärger der Linken aber ziemlich verglüht, genau wie dieser Kleinlaster, den Florian und ich am Marais gefunden haben.
Anschließend fuhr ich nach Hause, legte mich aufs Sofa und - bekam eine Nachricht aufs Handy:
"La soutenance de votre memoir sera lieu le lundi à 12 heures." hatte mir da eine Dame aus dem Instituts-Sekretariat auf den "Repondeur" gesprochen. Meine was? Meine Verteidigung?
Ach ja mein Memoir. Ich dachte eigentlich die 27 Seiten hätte ich hinter mir. Doch nein: Eine kurze Anfrage bei meinem Professor ergab bald, dass es um eine kurze Präsentation meines Memoirs und eine anschließende Diskussion gehe. Eine weitere kurze Mail verriet mir, ja, auch ein Projektor sei vorhanden, einer Powerpoint-Präsentation stehe nichts im Wege.
Somit war meine Wochenendplanung weitgehend festgelegt und ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet bereitete ich mich auf eine Präsentation meiner Arbeit vor. Wird der Vortrag öffentlich sein? Darf jeder mitdiskutieren? Was muss ich anziehen? Ich beschloss mir selbst nicht allzuviele Fragen zu stellen und fuhr dafür am Montag Morgen einfach etwas früher an die Uni. Ich wollte sehen, wie sich die anderen Studenten schlagen würden.
Vor dem "Salle Keynes" saßen bereits zwei Studentinnen, eine davon erkannte mich auch sofort und wir verglichen unsere Präsentationen. Soweit ich mich umsah war ich der einzige mit fertiger Powerpoint-Präsentation und auch der einzige mit ordentlichem Hemd. So schlimm würde es also nicht werden.
Andere Studenten kamen hinzu, gelegentlich trat der Professor aus dem Tagungszimmer und rief den nächsten Kandidaten auf. Eine der wartenden Studentinnen war offensichtlich sehr nervös. Sie hatte "Rescue-Spray" ("alles pflanzlich") dabei, um ihrer Nervösität Herr zu werden. Ihr Zustand verschlechterte sich, als sie 10 Minuten vor ihrem Auftritt feststellte, dass ihr Spray alle war.
Einen gewissen Grund für Nervosität konnte auch ich ausmachen: Vor mir waren 3 Studentinnen an der Reihe - alle drei fielen durch, mussten ihre Arbeit in einem Monat in neuer Fassung noch einmal einreichen.
Schließlich war ich an der Reihe. Ich nahm mir beim eintreten fest vor, die Spannung der Situation sofort ein bisschen aufzulösen: "Wie wars in Vietnam, Herr Professor?"
Die Taktik funktionierte recht gut. Ein kurzer Plausch über beeindruckende Erfahrungen in Asien und anschließend ging es ein bisschen zu wie beim Videoabend zuhause. Ich startete die Präsentation während wir beide zurückgelehnt auf unseren Stühlen saßen und der Professor gelegentlich Zwischenfragen stellte.
Die ganze Präsentation lief gut, in der geplanten Zeit, und nur aufgrund von etwas komplizierteren Zwischenfragen verfiel ich zwei oder dreimal kurz ins Englische - für den Professor auch kein Problem. Schließlich diskutierten wir noch ein paar Minuten über einige Punkte und der Professor erklärte mir was er noch gerne hinzugefügt hätte.
Alles in allem zeigte er sich aber durchaus sehr zufrieden, vor allem die Form und Präsentation hatten ihm gefallen. Er speicherte sich meine Präsentation ab um später seinen Studenten zu zeigen, wie es richtig geht.
Als wir fertig waren war ich auch hochzufrieden und fühlte mich sehr erleichtert. Bis genau zu dem Zeitpunkt, an dem Professor Najman interessiert nachfragte: "und haben sie auch sonst viel geschafft, im letzten Semester?" Einem durchschnittlichen Erasmus-Studenten muss an dieser Stelle ein bisschen heiß werden.
Foto: Auch sehr heiß: Die letzten Nächte in Paris. Inzwischen ist der Ärger der Linken aber ziemlich verglüht, genau wie dieser Kleinlaster, den Florian und ich am Marais gefunden haben.
Mittwoch, Mai 09, 2007
Jean Reno wartet auf Mitfahrgelegenheit
Auf dem Boulevard Raspail ist mir letztens Jean Reno begegnet. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause von einem kleinen Ausflug ins Kino. Vor einem Büro-Gebäude auf jenem Boulevard stand er da ganz alleine und wartete offensichtlich auf eine Mitfahrgelegenheit. Als ich an ihm vorbei lief schauten wir uns - da sonst niemand da war - für einen Augenblick an. Eigentlich wäre es natürlich an mir gewesen ihn zu grüßen - aber nein - Höflichkeitsformel gerade mal wieder verschlafen und dann wars auch schon zu spät.
Er wird's nicht so schwer genommen haben. Dürfte ihm in letzter Zeit auch öfters passieren, immerhin war der neue französische Präsident Sarkozy letztens gerade sein Trauzeuge und auch sonst gibt er sich politisch derzeit ganz als Rechts-Konservativer. Er wird also schon ein paar Fans vergrault haben... Aber meine Güte! Dieser Mann hat in "Leon der Profi" mitgespielt! Alles was sich an seinem Äußeren seither geändert hat, ist offenbar seine Brille.
Jean Reno habe ich im siebten Arrondissement von Paris getroffen, einem ziemlich schicken Viertel mit Botschaften, Regierungsgebäuden wie dem Hotel Matignon und natürlich: Bon Marché, dem vielleicht edelsten Pariser Kaufhaus. Im einzigen kleinen Kino des Viertels, einem alten japanischen Tanzpalast "La Pagode" in der Rue Babylon hatte ich mich gerade zu einem französischen Filmnachmittag mit meiner Hochschulgruppe getroffen.
Anschließend beschloss ich das schöne Wetter für eine kleine Fotosafari durch die Gegend zu nutzen.
Bon Marché ist das Kaufhaus der reichen Damen von Paris. Mineralwasser für 35 Euro die Flasche (Marke: "Bling") gibts hier zu kaufen und natürlich alles was die modebewusste Pelz- und Hut-bekleidete Ministergattin wünscht. Ein Freund und Schuhverkäufer in selbigem Kaufhaus berichtete vor wenigen Wochen, dass auch Lionel Jospin, der "anders-erfolgreiche" Sozialist gelegentlich vorbeischaut - ganz ohne Bodyguards - bei Bon Marché ist man unter sich.
Direkt neben dem siebten Arrondissement liegt das sechste. Da wohne ich und da ist es schon ein klein bisschen weniger Chique. Derzeit haben wir ein Jazz-Festival im Viertel. Das knüpft an die Jazz- und Intelektuellen-Vergangenheit des sechsten, rund um den Boulevard St Germain an. Dieser Boulevard ist inzwischen alles andere als intellektuell und ebenfalls eher für gut betuchte Pariser Shopper ein Revier. Edmund White schreibt in seinem Buch über Paris zum Beispiel, es wäre ein bisschen so, "als hätte sich ein Beatnik-Balg im Erwachsenenalter zu einer eleganten und reichlich geistlosen Matrone entwickelt".
Weniger elegant ist, was passiert, als ich mich an die nächste Bushaltestelle setze und warte bis der Bus nach Hause kommt: Neben mir schläft ein Clochard den Schlaf der Gerechten, sein Alkoholvorat steht direkt daneben.
Ich schaue über die Straße, als ein kleiner, krummer Zwerg auf mich zugehumpelt kommt. Während um ihn herum der Verkehr braust hat dieser Zwerg ganz offensichtlich meine Bushaltestelle mit starrem Blick fixiert. Ganz langsam kommt er voran, steht schließlich direkt vor mir und dreht sich dann ohne ein Wort zu dem anderen Penner hin. Bückt sich, nimmt den Alkoholvorat des anderen an sich und humpelt wieder davon. Ich bin perplex. Da bestehlen sich die Penner gegenseitig ohne das leiseste Schamgefühl - offensichtlich vollkommen unbeeindruckt davon, dass ich daneben sitze und alles mit ansehe. Nun gut - ich muss zugeben, ich hab dann auch nix gesagt. Ich hab lieber mal ein Foto davon geschossen. Verkommene Menschheit!
Foto: Café Bourbon, direkt gegenüber der Assemblée Nationale im siebten Arrondissement. Schick und teuer und schlechter Service.
>> zum Fotoalbum mit: Sonnenbaden gegenüber dem siebten, Jazz und Penner im sechsten, teures im Bon Marché sowie das Kino "La Pagode" in einem alten japanischen Tanzpalast.
Er wird's nicht so schwer genommen haben. Dürfte ihm in letzter Zeit auch öfters passieren, immerhin war der neue französische Präsident Sarkozy letztens gerade sein Trauzeuge und auch sonst gibt er sich politisch derzeit ganz als Rechts-Konservativer. Er wird also schon ein paar Fans vergrault haben... Aber meine Güte! Dieser Mann hat in "Leon der Profi" mitgespielt! Alles was sich an seinem Äußeren seither geändert hat, ist offenbar seine Brille.
Jean Reno habe ich im siebten Arrondissement von Paris getroffen, einem ziemlich schicken Viertel mit Botschaften, Regierungsgebäuden wie dem Hotel Matignon und natürlich: Bon Marché, dem vielleicht edelsten Pariser Kaufhaus. Im einzigen kleinen Kino des Viertels, einem alten japanischen Tanzpalast "La Pagode" in der Rue Babylon hatte ich mich gerade zu einem französischen Filmnachmittag mit meiner Hochschulgruppe getroffen.
Anschließend beschloss ich das schöne Wetter für eine kleine Fotosafari durch die Gegend zu nutzen.
Bon Marché ist das Kaufhaus der reichen Damen von Paris. Mineralwasser für 35 Euro die Flasche (Marke: "Bling") gibts hier zu kaufen und natürlich alles was die modebewusste Pelz- und Hut-bekleidete Ministergattin wünscht. Ein Freund und Schuhverkäufer in selbigem Kaufhaus berichtete vor wenigen Wochen, dass auch Lionel Jospin, der "anders-erfolgreiche" Sozialist gelegentlich vorbeischaut - ganz ohne Bodyguards - bei Bon Marché ist man unter sich.
Direkt neben dem siebten Arrondissement liegt das sechste. Da wohne ich und da ist es schon ein klein bisschen weniger Chique. Derzeit haben wir ein Jazz-Festival im Viertel. Das knüpft an die Jazz- und Intelektuellen-Vergangenheit des sechsten, rund um den Boulevard St Germain an. Dieser Boulevard ist inzwischen alles andere als intellektuell und ebenfalls eher für gut betuchte Pariser Shopper ein Revier. Edmund White schreibt in seinem Buch über Paris zum Beispiel, es wäre ein bisschen so, "als hätte sich ein Beatnik-Balg im Erwachsenenalter zu einer eleganten und reichlich geistlosen Matrone entwickelt".
Weniger elegant ist, was passiert, als ich mich an die nächste Bushaltestelle setze und warte bis der Bus nach Hause kommt: Neben mir schläft ein Clochard den Schlaf der Gerechten, sein Alkoholvorat steht direkt daneben.
Ich schaue über die Straße, als ein kleiner, krummer Zwerg auf mich zugehumpelt kommt. Während um ihn herum der Verkehr braust hat dieser Zwerg ganz offensichtlich meine Bushaltestelle mit starrem Blick fixiert. Ganz langsam kommt er voran, steht schließlich direkt vor mir und dreht sich dann ohne ein Wort zu dem anderen Penner hin. Bückt sich, nimmt den Alkoholvorat des anderen an sich und humpelt wieder davon. Ich bin perplex. Da bestehlen sich die Penner gegenseitig ohne das leiseste Schamgefühl - offensichtlich vollkommen unbeeindruckt davon, dass ich daneben sitze und alles mit ansehe. Nun gut - ich muss zugeben, ich hab dann auch nix gesagt. Ich hab lieber mal ein Foto davon geschossen. Verkommene Menschheit!
Foto: Café Bourbon, direkt gegenüber der Assemblée Nationale im siebten Arrondissement. Schick und teuer und schlechter Service.
>> zum Fotoalbum mit: Sonnenbaden gegenüber dem siebten, Jazz und Penner im sechsten, teures im Bon Marché sowie das Kino "La Pagode" in einem alten japanischen Tanzpalast.
Sonntag, Mai 06, 2007
Franzosen zur Wahl!
Manchmal hat man das Gefühl in einem sehr kleinen Land zu wohnen: Bei den Wahlen zum nächsten Präsidenten müssen wir nur etwa 20 Minuten laufen um in der Rue de Solférino zu landen: Dem Hauptquartier der "Parti Socialiste".
Paris war heute in zwei Ufer aufgeteilt: Rive Gauche mit dem Hauptquartier der Linken und all den "militants", die davor auf die erlösende Botschaft um exakt acht Uhr warteten und auf der anderen Seite Rive droite: Dort auf dem Place de la Concorde würde später Sarkozy seinen Sieg feiern. Dass wir in der Rue de Solférino auf der Verliererseite stehen, wissen wir zunächst zwar nicht sicher, doch irgendwie ahnen es viele.
In Frankreich gibt es - um Beeinflussung zu vermeiden - bis exakt acht Uhr keine Angaben über den Stand der Wahlen. Doch Informationen von ausländischen Nachrichtensendern sickern durch: Es steht schlecht für die Linken und so ist die Stimmung vor dem großen Gebäude der Sozialisten in der Rue Solferino nur gedämpft euphorisch - die Hoffnung stirbt zuletzt. Wer in die Fenster des Hauses schaut und die vereinzelten Mitarbeiter der Sozialisten sieht, ist bestätigt in seinen negativen Vorahnungen.
Warum wir auf dieser Seite und nicht bei Sarkozy stehen? Nun - es ist näher, einige Freunde sind da und außerdem wäre es wirklich peinlich - falls Royal für die Sozialisten doch gewinnt - für den konservativen, männlichen Kandidaten gefiebert zu haben. Im Endeffekt können wir hier als Ausländer nicht wählen und fühlen uns mehr als "Beobachter" der Szene.
Die Straße füllt sich mit Jungsozialisten die Rosen und Plakate hochhalten. Aus jeder Richtung grinst einen Ségolène Royal von Bannern entgegen. Internationale Kamerateams gehen überall in Stellung.
Schließlich kriege ich Durst und laufe mit einem französischen Bekannten in Richtung Bierstand, wo für soziale 6 Euro halbliter-Becher Bier verteilt werden. Auf dem Weg laufen wir den Sicherheitsleuten von Strauss-Kahn in die Arme, der sich gerade den Weg durch die Menge bahnt. Der Mann, der sich nur flüchtig für "Merci-Merci" Rufe bedankt wäre Ministerpräsident geworden - hätte Royal gewonnen. Noch ist offiziell alles offen.
Als sich die magische Uhrzeit nähert, kurz vor acht Uhr, geht der Großbildschirm auf Sendung und überträgt die Stimmung aus den beiden Lagern. Jedesmal wenn die Kamera unsere Straße einfängt geht ein ohrenbetäubender Jubel los - zeigt das Fernsehen das Gegenlager gibt es laute Buh-Rufe.
Acht Uhr. Auf dem Bildschirm erscheint eine französische Fahne. Dahinter verbirgt sich das Antlitz des neuen Präsidenten - als die Fahne fällt ist es kurz, als hätte jemand schon wieder Kennedy erschossen.
Augenblicklich kippt die Stimmung. Buhrufe, Mittelfinger und Tränen wohin man schaut. Auch zwei aus unserer Gruppe können sich nicht mehr beherrschen und weinen hemmungslos während sie Rose und Mittelfinger weiterhin stoisch in die Höhe halten - ein gefundenes Motiv für die Fotografen.
Auch ich schieße fleißig Fotos - im Album kann man bis etwa zu Bild zehn noch hoffnungsvolle Gesichter sehen, dann greift die Verzeiflung um sich.
Die Stimmung bessert sich erst wieder als schließlich Ségolène eintrifft: Etwa eine halbe Stunde nach der Wahl bahnt sie sich erst den Weg durch die Masse und tritt dann auf den Balkon. Mit Durchhalteparolen und lobenden Worten - vor allem über den hohen Grad der Mobilisierung unter den Jugendlichen - kann sie die Stimmung wieder ein bisschen heben. Die Wahl hat sie verloren. Viele ihrer jungen Anhänger sind an sozialistische Niederlagen noch nicht so gewöhnt. Die Hauptakteure dieser Partei in Frankreich sind es mit Sicherheit.
Später am Abend ruft mich Daryl an, der mit uns in der Rue Solferino gewesen war und anschließend zu Bastille weitergefahren ist. Er hat Tränengas abbekommen, weil die extreme Linke die dort angesetzte Siegesfeier der Linken für ihre eigenen Motive missbrauchen wollte. Schon vor den Wahlen wurde davor gewarnt, dass im Falle eines Sieges für Sarkozy Unruhen ausbrechen könnten - die nächsten Tage werden zeigen ob die Befürchtung berechtigt war.
Foto: Ségolène präsentiert sich uns nachdem sie im Fernsehen bereits ihre Niederlage eingestanden hat.
> > hier gehts zum Fotoalbum
Paris war heute in zwei Ufer aufgeteilt: Rive Gauche mit dem Hauptquartier der Linken und all den "militants", die davor auf die erlösende Botschaft um exakt acht Uhr warteten und auf der anderen Seite Rive droite: Dort auf dem Place de la Concorde würde später Sarkozy seinen Sieg feiern. Dass wir in der Rue de Solférino auf der Verliererseite stehen, wissen wir zunächst zwar nicht sicher, doch irgendwie ahnen es viele.
In Frankreich gibt es - um Beeinflussung zu vermeiden - bis exakt acht Uhr keine Angaben über den Stand der Wahlen. Doch Informationen von ausländischen Nachrichtensendern sickern durch: Es steht schlecht für die Linken und so ist die Stimmung vor dem großen Gebäude der Sozialisten in der Rue Solferino nur gedämpft euphorisch - die Hoffnung stirbt zuletzt. Wer in die Fenster des Hauses schaut und die vereinzelten Mitarbeiter der Sozialisten sieht, ist bestätigt in seinen negativen Vorahnungen.
Warum wir auf dieser Seite und nicht bei Sarkozy stehen? Nun - es ist näher, einige Freunde sind da und außerdem wäre es wirklich peinlich - falls Royal für die Sozialisten doch gewinnt - für den konservativen, männlichen Kandidaten gefiebert zu haben. Im Endeffekt können wir hier als Ausländer nicht wählen und fühlen uns mehr als "Beobachter" der Szene.
Die Straße füllt sich mit Jungsozialisten die Rosen und Plakate hochhalten. Aus jeder Richtung grinst einen Ségolène Royal von Bannern entgegen. Internationale Kamerateams gehen überall in Stellung.
Schließlich kriege ich Durst und laufe mit einem französischen Bekannten in Richtung Bierstand, wo für soziale 6 Euro halbliter-Becher Bier verteilt werden. Auf dem Weg laufen wir den Sicherheitsleuten von Strauss-Kahn in die Arme, der sich gerade den Weg durch die Menge bahnt. Der Mann, der sich nur flüchtig für "Merci-Merci" Rufe bedankt wäre Ministerpräsident geworden - hätte Royal gewonnen. Noch ist offiziell alles offen.
Als sich die magische Uhrzeit nähert, kurz vor acht Uhr, geht der Großbildschirm auf Sendung und überträgt die Stimmung aus den beiden Lagern. Jedesmal wenn die Kamera unsere Straße einfängt geht ein ohrenbetäubender Jubel los - zeigt das Fernsehen das Gegenlager gibt es laute Buh-Rufe.
Acht Uhr. Auf dem Bildschirm erscheint eine französische Fahne. Dahinter verbirgt sich das Antlitz des neuen Präsidenten - als die Fahne fällt ist es kurz, als hätte jemand schon wieder Kennedy erschossen.
Augenblicklich kippt die Stimmung. Buhrufe, Mittelfinger und Tränen wohin man schaut. Auch zwei aus unserer Gruppe können sich nicht mehr beherrschen und weinen hemmungslos während sie Rose und Mittelfinger weiterhin stoisch in die Höhe halten - ein gefundenes Motiv für die Fotografen.
Auch ich schieße fleißig Fotos - im Album kann man bis etwa zu Bild zehn noch hoffnungsvolle Gesichter sehen, dann greift die Verzeiflung um sich.
Die Stimmung bessert sich erst wieder als schließlich Ségolène eintrifft: Etwa eine halbe Stunde nach der Wahl bahnt sie sich erst den Weg durch die Masse und tritt dann auf den Balkon. Mit Durchhalteparolen und lobenden Worten - vor allem über den hohen Grad der Mobilisierung unter den Jugendlichen - kann sie die Stimmung wieder ein bisschen heben. Die Wahl hat sie verloren. Viele ihrer jungen Anhänger sind an sozialistische Niederlagen noch nicht so gewöhnt. Die Hauptakteure dieser Partei in Frankreich sind es mit Sicherheit.
Später am Abend ruft mich Daryl an, der mit uns in der Rue Solferino gewesen war und anschließend zu Bastille weitergefahren ist. Er hat Tränengas abbekommen, weil die extreme Linke die dort angesetzte Siegesfeier der Linken für ihre eigenen Motive missbrauchen wollte. Schon vor den Wahlen wurde davor gewarnt, dass im Falle eines Sieges für Sarkozy Unruhen ausbrechen könnten - die nächsten Tage werden zeigen ob die Befürchtung berechtigt war.
Foto: Ségolène präsentiert sich uns nachdem sie im Fernsehen bereits ihre Niederlage eingestanden hat.
> > hier gehts zum Fotoalbum
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