Dienstag, April 17, 2007

Uni-Alltag: Prokrastination mach ich schon

Als unser Professor Najman vor den Osterferien vorschlug, man solle doch die freie Zeit in den Ferien nutzen um das Memoir abzuschließen, vor allem da anschließend der ganze Klausurenstress anfange, war ich doch schon ein bisschen verlegen. Heute, eine Woche nach den Osterferien, stecke ich noch immer mitten in der Arbeit. Spontan habe ich mich im Studiverzeichnis der Gruppe "Prokrastination - mach ich schon" angeschlossen.
Derzeit stehe ich früh auf und verbringe meine Vormittage vor den normalen Uni-Veranstaltungen in der Instituts-Bibliothek. Ich komme generell ganz gut voran und habe etwa zwanzig Seiten geschafft. Kleiner Wehrmutstropfen: Ich schaffe es nicht von Anfang an auf französisch über mein Thema "Migrationsauswirkungen auf die Quellländer im nördlichen und subsaharischen Afrika" zu dozieren - die nächste Woche soll daher ganz der Englisch-Deutsch-Französischen Übersetzungskunst gewidmet sein - Hurra!
Eine viel schlimmere "Prokrastinatorin" (das Wort hat es mir angetan - es steht für Leute mit zwanghaftem Aufschiebeverhalten) habe ich heute getroffen. Das steigert natürlich die eigene Laune und das Selbstwertgefühl. Die junge Italienerin hat noch nicht viel mehr als das "Planning" (dieses Wort ist französisch auszusprechen) zustande gebracht und bleibt dennoch italienisch zuversichtlich.
In meinem deutschen Studienplan für Volkswirtschaftslehre ist eine Arbeit wie mein Memoir nicht vorgesehen. Von daher mache ich mir auch nicht viel Hoffnung auf eine eventuelle Anerkennung in meinem deutschen Notenheftchen. Dennoch ist so ein Memoir durchaus eine nette Übung. Zum einen hat man das Gefühl produktiv zu sein - wichtig nach einem Jahr ERASMUS. Zum anderen will der Professor immer mal wieder über den Fortschritt der Arbeit informiert werden und gewinnt so mit der Zeit Zutrauen. Vor wenigen Wochen ist Professor Najman mit mir ganz euphorisch durch diverse Sekretariate gestapft und hat mich mit meinem Anliegen überall vorgestellt: "Dies hier ist Herr Argus, ein sehr intelligenter Student aus Deutschland, er bräuchte hier eine Auskunft." Dabei hat mein Professor in der Tat keine Ahnung, wie intelligent sein Student wirklich ist - ich bin da ganz froh, dass wir die Auskunft über meine Noten des letzten Semesters doch nicht gekriegt haben. Das Zutrauen soll ja nicht gleich wieder erschüttert werden.

Foto: Weiterhin Frühlingsstimmung in Paris.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hm... ein memoir ist zwar nicht vorgesehen, aber ich habe hier in Karlsruhe einen Studenten getroffen, dem es ähnlich ging. Studierte in Norwegen / Schweden / Finnland (genau weiß ich das auch nicht mehr) und bekam so gut wie nichts anerkannt. Also machte er nach den üblichen 6 Semestern dort seinen Bachelor und bekam ihn hier in Deutschland als Studienarbeit anerkannt...
Schön wäre bei dir eine mit den erforderlichen Änderungen ähnliche Behandlung ;)
Der Student ist jetzt Dipl-Ing, B.Sc (S) of Mechanical Engineering