Montag, November 27, 2006

Landpartie und Leistungsnachweise


Am Sonntag gab es einen hübschen Sonntagsspaziergang im Park des Schlosses von Versailles. Genauer in einem der zahlreichen umgebenden Parks, im englischen Garten. Florian, der Kunsthistoriker, hatte eine nette Kunsthistorikerin aufgetan, die sich ebenfalls anschloss. Ein Freund von Christian (nicht aber der selbst, da er an einer Form der Halslepra - vielleicht auch an Erkältung leidet) und Lee, ein Gentleman aus England waren ebenfalls mit von der Landpartie.
Florian hat sich für derartige Unternehmungen auch schon den richtigen Auftritt zurechtgelegt: In gedeckten Brauntönen und stets mit Regenschirm immitiert er den Hanseaten bei Landgang fast perfekt. Besonders stolz ist der Hobby-Konservative auf seinen Schirm, weil der wahrscheinlich mal dem wichtigsten Kunsthistoriker Deutschlands, einem Herrn Warnke gehörte, der den Schirm angeblich im Institut vergessen haben soll.
Mit seinen Hintergrundinformationen sind solche Ausflüge natürlich sehr lehrreich, aber so eine Balade macht nach der ganzen Stadtluft der letzten Wochen vor allem auch Spass.

Metrofahren zum Beispiel ist inzwischen eine wirklich ermürbend regelmäßige Beschäftigung geworden. Jeden Tag verbringe ich etwa zwei Stunden im Untergrund. Wichtig ist es da, stets ein gutes Buch dabei zu haben. Auf diese Weise plane ich im Verlauf des Jahres noch einen Gutteil der zeitgenössischen Literatur durchzuarbeiten, gerade lese ich von apokalyptischen Attacken aufgebrachter Meeresbewohner auf die zivilisierte Welt.

In der Uni habe ich heute mal wieder etwas länger auf meinen Kursleiterfür den Eco-Francais-Kurs gewartet und das Gespräch mit den Umstehenden kam auf Studienleistungen während des ersten Auslandssemesters. "Wieviele Kurse belegst du?" ist dabei die Gretchenfrage. Natürlich sind 30 ECTS Punkte vorgeschrieben, aber nachdem ich zunächst den Eindruck hatte, nur bei mir würde das so nicht ganz passen mit den Kursen, erfährt man inzwischen mehr über die Probleme der anderen. Der erste Student in der Runde, der sich heldenhaft vor traut und sich mit seinem Geständnis quasi nackt auszieht vor seinen Kommilitonen gibt schamhaft zu: "Zwölf Stunden die Woche."
Eine Slowenin fasst Mut und gibt zurück: "Drei Stunden die Woche."
Kurzes Staunen über soviel Selbstsicherheit und dann fallen alle Barrieren. Kurzum: Ich steh nicht schlecht da, mit meinen derzeit etwa einem dutzend Kursstunden die Woche. Die Mehrzahl der Kursstunden wird in diesem Semester, wie bei den meisten Ausländern, mit Sprachkursen bestritten, nur in wenigen Fachkursen sind genügend Ausländer vertreten, um den Dozenten einen rücksichtsvolleren Dozier-Stil abzugewinnen. Aber die Situation verbessert sich: Inzwischen komme ich auch bei rein französischen Vorlesungen besser mit als nur in Fünf-Sätze-Häppchen - für Ambitionen auf die Klausuren zwar zu spät, aber ich sehe dem nächsten Semester schon recht positiv entgegen.

Fotos: Pseudo-hanseatisches Pärchen in Versailles (oben) und Abendstimmung vor dem Eingang zum englischen Garten (unten).

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