Mittwoch, März 28, 2007

La France des Associations


"Jeder richtige Franzose gehört einer Association an" erklärte mein Professor in der Uni am Dienstag und machte die Runde, um festzustellen, wer alles ein guter Franzose sei. Und siehe da - neben allem sprachlichem Fortschritt: Um Franzose zu werden muss ich noch einer "Association" - also quasi einem Verein beitreten.
Am nächsten Abend bin ich da schon viel weiter: Im "Sous Bock" trifft sich meine erste "Association". Das war jetzt aber tatsächlich Zufall - schon länger hatte mir ein Freund aus Paris vorgeschlagen "doch mal vorbei zu kommen". Die Gruppe, die sich im "Bierdeckel" (genau das heißt Sous Bock) trifft, gehört der "Afasp" (Association franco-allemande pour les stagiaires professionnels) an und ist platt gesagt ein Stammtisch. Im Sous-Bock trifft sich aber der "Jugendkader" und somit ist die Sache doch schon viel interessanter. Ich lerne eine Menge Leute kennen, Deutsche die in Frankreich wohnen, Franzosen, die deutsch lernen wollen. Und zum Beispiel Renan, der gerade sein Deutsch auffrischt, weil seine Freundin aus Deutschland kommt. Wir sprechen aber hauptsächlich französisch - an seinem ersten Abend hier geht das noch schneller.
Renan ist etwa so alt wie ich und "Schauspieler und Musiker". Ich kann mir zunächst nicht recht erklären wie er so Geld verdient, aber neben Engagements für Werbung und Serien von TF1, so stellt sich heraus, steht er tatsächlich bei Sony unter Vertrag. "Wir sind ein bisschen wie die französischen Beatles" erklärt er und fügt hinzu "nächstes Jahr sollen wir groß rauskommen". Im Internet ist seine Gruppe ">Folkom" tatsächlich schon recht professionell aufgestellt (siehe auch auf dieser Seite unter >Videos). Er erklärt mich zu seinem Deutsch-Lehrer. Toll! Jetzt werd ich vielleicht auch bald berühmt.
Später unterhalte ich mich noch ein bisschen mit zwei Bilingualen. Beide haben die doppelte Staatsbürgerschaft und deutsche Eltern, aber noch wenig Zeit in ihrer zweiten Heimat, Deutschland, zugebracht. Ich erkläre, dass ich sie um ihre Bilingualität beneide - alles muss einem so leicht fallen.
Doch scheinbar ist dem nicht immer so. Übereinstimmend erklären beide, dass man auch Nachteile hinnehmen muss. So ist man in beiden Ländern der "Exot" und Aussenseiter. Und dass man beide Sprachen wirklich perfekt beherrscht ist fast nicht möglich - es ist immer phasenweise die eine oder andere Sprache, in der man fitter ist, erklärt mir eine der beiden. Ihr Nachbar bedauert, dass seine deutsche Grammatik beim schnell sprechen doch sehr hakt. Dass einem alles leichter fällt stimmt auch nicht. Er ist in der Schule sitzen geblieben.

Foto: Europa wird 50, Erasmus wird 20. Zu diesem Anlass wimmelt es nur so von Festakten. Über meinen Mitbewohner habe ich mich auf die Gästeliste der deutschen Botschaft setzen lassen, die Festreden und ein kaltes Buffet verspricht. Nachdem wir die Einladung um ein Haar vergessen hätten, zeigt sich der Empfang als ziemlicher Reinfall - aber immerhin verbilligen kostenloses Bier und Wein den weiteren Wochenendverlauf. Das Bild ist im Botschaftsgarten aufgenommen.

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