Samstag, März 31, 2007

Billig Leben in Paris (5) - Culture moins chère

Wir haben mal wieder Besucher im Haus. Ein netter Anlass mal wieder richtig essen zu gehen - in eine der Creperien um die Ecke. Als ich mein Galette "Guéméné" bestelle wird die Bedienung skeptisch. "Mein Herr, der Koch empfiehlt dieses Gericht ausdrücklich nicht unseren ausländischen Gästen." Ich weiß nicht warum ich die Zweifel in den Wind schlage, am Ende sitze ich da mit einem Teller, der - wenn mich nicht alles täuscht - stinkt.
Runde fleischartige Kringel sind zu sehen, etwas scheint dort aufgerollt zu sein, die Kringel erheben sich wie kleine Brüste nach oben. Tapfer setze ich zum Verzehr an.
Wenn es ums Essen geht bin ich kein Kostverächter und durchaus auch neugierig auf Neues. Der Geruch überträgt sich glücklicherweise nicht eins zu eins auf den Geschmack - angenehm ist das alles jedoch nicht gerade.
Mein Mitbewohner ist ziemlich schockiert. Er schreibt eine Nachricht an einen französischen Freund und beschreibt ihm die abscheuliche Mahlzeit mit Bitte um Aufklärung. Die Antwort kommt zwei Minuten nachdem ich den Teller vollständig geleert habe: Ich habe soeben Darm gegessen - die Franzosen nennen das ganze viel feinsinniger "Andouille".

Eine kurze Recherche im Internet bestätigt: "Die Andouille ist eine französische Wurst, die im Wesentlichen aus dem Gekröse (bestimmte, sonst eher verschmähte Innereien) von Schlachttieren besteht, vor allem von Schweinen. Kleinere Formen sind auch als Andouillettes erhältlich."

Eine andere kulinarische Attraktion, die wir letztens "entdeckt" und daraufhin überaus reichlich konsumiert haben, ist der Champagner der Marke "Montparnasse". Das Gesöff ist nicht nur nach dem verkehrsreichen Platz und Bahnhof direkt vor unserer Haustür benannt - er kostet auch nicht mehr als 1,20 Euro und schmeckt entsprechend. Achtung beim Öffnen: Billiger Champagner ist für seine Explosivität bekannt - dieser hier hat tatsächlich eine Delle in unserer Decke hinterlassen.

Von billig zu noch billiger: Eines der billigsten Güter in Paris ist seine Kultur. Und damit wären wir endlich beim geplanten Thema des Artikels.
Dass Kultur hier so billig zu haben ist liegt vielleicht daran, dass sie hier im Überfluss vorhanden ist. An Sonntagen kann man von einer Kirche zur nächsten wandern und wird immer wieder in kostenlose Klavierkonzerte oder ganze Orchestervorführungen stolpern. Wenn man schon vorher wissen will, was überall gespielt wird, kann man sich am Zeitungskiosk "L'Officiel" holen, einen kleinen Terminkalender für mehrere Wochen.
Aber auch die "großen Künste" sind nicht unerschwinglich. Eine Vier-Stunden-Komplett-Oper gibts schon ab 6 Euro pro Student. Vor einer Woche waren wir zu diesem Preis in Händels "Ariodante" im "Theatre des Champs Elysées". Unsere Plätze waren ganz oben, in einer Art Holzkabine mit Fenster. Wenn der Stuhl auch noch ganz am Fenster steht, kann man ziemlich gut sehen, was vor sich geht. Wenn man in der zweiten Reihe sitzt bleibt nur zuhören oder aufstehen.
Eher zufällig nochmal große Kunst gabs dann letzten Sonntag: Zu einem kostenlosen Orgelkonzert in einer sehr modernen Kirche in der Nähe von Bastille war auch eine englische Opernsängerin erschienen.
Und die sang nicht nur - vom Publikum großenteils eher unerwartet begann sie, in aufwendigen Verkleidungen durch das ganze Gotteshaus zu huschen und an den überraschendsten Orten aufzutauchen. Bei einigen Besuchern konnte sie nicht widerstehen auch mal ganz spontan in die Haare zu greifen. Die Dame von der Pforte, wahrscheinlich die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates oder etwas ähnliches, wunderte sich zunehmend. Als die Künstlerin an ihr vorbei rauschte schaute sie doch recht skeptisch über die Ränder ihrer Hornbrille hinweg - Kunst oder gotteslästerlicher Unfug?

Foto: Englische Opernsängerin in Pariser Kirche.

2 Kommentare:

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