Mittwoch, November 22, 2006

Lila-Laune-Barometer


Das Laune-Barometer in Paris ist mal wieder am Anschlag und das liegt nicht nur an der Tatsache, dass mein latent depressiver Mitbewohner eine neue Bleibe gefunden hat und nun auszieht.

Whatsoever, in der letzten Zeit bin ich nur selten in den eigenen vier Wänden.

Im online-Spiegel habe ich gerade eine Geschichte über die Pariser Metro gelesen. Dort wird berichtet, dass ein "Fahrgastzwischenfall" stets einen Selbstmord auf den Gleisen bedeutet. Demnach hatten wir also gerade gestern wieder einen lebensmüden Pariser. Wenn es außerdem stimmt, dass jeder weiß was "Fahrgastzwischenfall" bedeutet, stört es Pariser herzlich wenig, wenn sich einige von ihnen hin und wieder das Leben nehmen. Ein Freund meinte, er findet es immer sehr selbstgerecht, sich in (oder unmittelbar vor) öffentlichen Verkehrsmitteln das Leben zu nehmen. Immerhin stört man damit taunsende anderer Menschen in ihrer Tagesplanung. Der Zwischenfall gestern war aber nach kaum einer halben Stunde schon wieder geregelt.

Am Wochenende habe ich mich mit den anderen "drei von der Tankstelle" im Marais getroffen. Ein Typ, den Christian nur mal kurz in einer Bar des Viertels kennen gelernt hatte, lud ihn kurzerhand zu sich nach Hause ein. Nicht mit eingerechnet hatte der Einladende (denke ich mal), dass wir insgesamt zu neunt wären, wenn Christian schließlich mit der gesamten Entourage auftreten würde. Doch der gute Mann arbeitet für L'Oreal und leistet sich eine geräumige Stadtwohnung im Marais - bot uns wildfremden sofort Getränke und Gebäck an und so verbrachten wir eine sehr nette Aufwärmrunde (alkoholisch gesehen). Florian erinnerte sich plötzlich dunkel, in dem Haus schon mal jemand anderes gekannt zu haben - erstaunlich wie man so rum kommt. Anschließend ging es zu "Crazyvores" und der Abend wurde sogar noch eine Ecke netter.

Die neue Woche hat dann mit den gewöhnlichen Studienveranstaltungen begonnen und in meiner Klasse für "Expression orale" wurde es am Dienstag knifflig. Das Gespräch war irgendwie auf Globalisierung gekommen und da wirklich alle darauf einprügelten fühlte ich mich verlockt dem zu widersprechen. Jetzt halten mich vielleicht alle für neoliberal und böse (man lässt sich eben zu so manch gewagter Äußerung hinreißen) aber dafür habe ich meinem Französisch einen Dienst erwiesen.

Doch all das ist auch nicht der wirkliche Grund für meine gute Laune...

Foto: Himmelwärts! Obelisk und Eiffelturm in Abendstimmung.

Musik gefällig? Hier ein netter französischer Radiosender online.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das man als "Neoliberaler" eingestuft wird sollte man in Frankreich verzeihen. Man hat schon den alten Adam Smith auf seiner Seite der trefflich feststellte, daß ein freier Markt gut ist für den Wohlstand aller.
In dem Sinne sollten möglichst viele Liberale sein.
Viele Franzosen finden sich noch immer besser aufgehoben durch protektionistische / "sozialistische" Regierungspolitik, schade.

Anonym hat gesagt…

Obelisk und Eiffelturm sind symbolisch nicht zufällig als Phallus zu deuten? ;-)
St.