Donnerstag, Dezember 14, 2006

Éco du Développement


Heute hatten wir das vorletzte Mal vor den Weihnachtsferien "Economie du Développement". Das Fach gefällt mir ganz gut, schon von Haus aus und bei Monsieur Najman ist es auch immer recht anschaulich. Der Vorteil ist vielleicht, dass unsere Uni in Creteil liegt, in einer Stadt also, die schon länger eng mit der Entwicklungsproblematik Nordafrikas eng verbunden ist.

Will heißen: Wir haben Informationen aus erster Hand und wenn wir für ein Rechenbeispiel gerade mal die aktuellen Preise für Hühnchen auf dem Markt von Dakar im Senegal brauchen, fragt Herr Najman einfach einen afrikanischen Studenten aus dem eigenen Kurs. Auch wenn es um die Migrationsproblematik in der Straße von Gibraltar geht oder um die Kosten für Visa in Europa - in der Klasse ist jede dieser Erfahrungen schon dagewesen. Es ist auch tatsächlich eines der wenigen Fächer an der Uni, in dem man rege Mitarbeit zumindest einiger Studenten beobachten kann.

Monsieur Najman ist immer sehr bemüht, seine Schülerschaft zu motivieren, doch mit seinen französischen Tugenden - zu spät ankommen und lange Pausen - macht er seinen eigenen Mühen gelegentlich einen Strich durch die Rechnung. Von Zeit zu Zeit wird die Stunde auch zur Erzählrunde, wenn von den speziellen Schwierigkeiten junger Frauen im Maghreb die Rede ist oder die aktuelle Presse Anekdoten zum Thema beisteuert.

Heute habe ich mir in der Bibliothek die Modelle von Harrod Domar und Solow nochmal angesehen, die wir auch schon in unserem Kurs behandelt haben. Das Buch, das ich dafür benutze ist, wie die meisten in diesem Fach, in englisch geschrieben - für viele Franzosen in unserem Kurs ein Problem. Und so geht auch noch etwas mehr Unterrichtszeit nach der Zigarettenpause drauf, wenn Monsieur Najman das Wort "household" nochmal buchstabieren soll.

Einem Verfall der Disziplin unter den ausländischen Studenten versuchen indes die zwei Mädels aus dem Delcife-Büro zu verhindern. Jedesmal wenn man hereinkommt, wird man erstmal schief angeschaut. Dann wird man an die verantwortliche Stelle verwiesen als ob man das längst wissen müsste. Als nächstes wird die Unordnung in den mitgebrachten Unterlagen bemängelt ("Da ist ein Blatt von der Immatriculation pédagogique unter den Unterlagen der Fremdsprachenkurse - junger Mann - c'est un bordell!"). Bei den Mitstudenten, deren Französisch noch etwas schwächer ist, wird erstmal extra schnell gesprochen - und generell sind keine Plätze in den Kursen mehr frei.
Erst etwas später im Semester findet man heraus, dass die beiden Mädels eher zum Selbstzweck existieren, da frei nach französischer Mentalität jegliche Organisation in der Praxis ohnehin über den Haufen geworfen und jeder nachkommende Student doch noch in den Kurs aufgenommen wird.

Foto: Nachtrag zur Königsdebatte vom letzten Eintrag: Ist da nicht ein klein wenig Königlichkeit in diesem Gesicht? Florian mit einer Ausgabe von "Florian et le petit prince".

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