Dienstag, Mai 29, 2007

Erasmus am Ende

Gestern hatte ich meine letzte Klausur. Jetzt folgen nur noch ein paar Essays, einzureichen in einer Woche und ab dann bin ich eigentlich nur noch zum Spaß in Paris.
Viele andere Erasmus-Studenten sind schon nach Hause gefahren, mit einer von ihnen, Aline, habe ich mich letztens zu einem Abschieds-Café an der Metro Jussieu verabredet. Bei arabischem Tee und Gebäck und später einem Spaziergang durch den botanischen Garten (mit Känguruhs!) haben wir das letzte Jahr nochmal Revue passieren lassen. Hat es sich eigentlich gelohnt?

Natürlich muss man zugeben, dass ein ERASMUS-Jahr "anders-effizient" ist. Man schafft nicht so viele Kurse wie zuhause, das liegt schon ganz natürlich an den sprachlichen Problemen, zumindest zu Anfang. Hinzu kommt, dass nicht die gleichen Kurse wie zuhause angeboten werden und es somit schwierig ist einfach "synchron" weiter zu studieren. Im Endeffekt habe ich mir in Frankreich Kurse ausgesucht, die ganz anders hießen, als die nächsten, die bei mir in Deutschland auf dem Plan gestanden hätten. Bei mir kommt aber auch der Spezialfall hinzu, dass ich noch nicht mal ganz mit dem Grundstudium fertig war, als mich Paris "gerufen" hat.

Insofern war es ein Abenteuer. Das französische System macht es an meiner Uni unmöglich, schon im vorab verbindlich festzulegen, welche Kurse des Auslandsjahres später anerkannt werden. Ein genauer Plan über Kursinhalte und Literatur fehlt im Internet - genau das fordern aber deutsche Dozenten um Garantien abgeben zu können. Und wenn man dann im Ausland ist, muss man es mit manchmal abenteuerlichen Kombinationen aus mehreren Fächern versuchen, um daheim vielleicht eine Anerkennung zu bekommen. Ich habe daher eine andere Strategie gewählt.

Ich habe (nachdem alles andere unheimlich mühsam und wenig erfolgversprechend erschien) einfach das Interessanteste dessen gewählt, was angeboten wurde. Ich habe Kurse genommen, von denen ich zunächst nicht wusste, ob sie in Mainz überhaupt angeboten werden und mich probeweise schon in eine recht präzis-definierte Richtung der Volkswirtschaft bewegt. Ich habe quasi vor dem Ende meines Grundstudiums die Chance wahrgenommen, schonmal mitten ins Hauptstudium zu schauen und mich in eine Richtung zu spezialisieren. Das gibt mir Motivation für das weitere Studium daheim. Von daher hat es sich also gelohnt.

Durch mein "Memoir" - eine Art Semesterarbeit, hatte ich erstmals in meinem Studium das Gefühl, auf einem sehr eng begrenzten Gebiet zum "Experten" zu werden und mich gründlich auszukennen. Das war hier möglich, weil man sich in Frankreich erstens früher spezialisiert und zweitens, weil man als Erasmus-Student natürlich jede Freiheit bei der Kurswahl genießt.

Aline ist einverstanden - es hat sich alles in allem gelohnt, auch wenn man sicherlich zumindest ein bisschen Zeit im Studium verplempert hat. Jetzt fährt sie erstmal Heim, ins Aoste-Tal am Fuße des Mont Blanc um über den Sommer auf dem Hof der Eltern zu arbeiten. Das ist ein attraktives Vorhaben. Ich fahre heim, um in Deutschland den Rest des Sommersemesters mitzumachen und endlich doch mein Grundstudium abzuschließen. Das ist auch...."anders-attraktiv".

Foto: Nostalgie: Ehemalige Austausch-Studentinnen aus aller Herren Länder erinnern sich.

Keine Kommentare: