Donnerstag, Januar 25, 2007

Les Jours de Détente (Lazy Days)


Die Zeit zwischen den Semestern ist auf verschiedene Arten höchst unbestimmt. Zum einen weiß ich nicht genau wie lang diese Phase anhalten wird - offiziell bis Anfang Februar, doch bis dann wieder alle Kurse laufen wird wahrscheinlich mehr Zeit ins Land gehen. Zum Anderen ist nicht so recht klar, was man mit seiner Zeit am besten anfängt ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

Im allgemeinen sehen meine Tage derzeit folgendermaßen aus: Ich schlafe lang, etwa bis Mittag. Anschließend gehe ich auswärts zum Mittagessen (das klingt viel bourgoiser als es ist - im Crous für 2,75 Euro) und lasse den Tag dann gemütlich ausklingen. Das heißt, ich arbeite entweder daran die letzten weißen Flecken in Paris zu erkunden - mit einem kleinen Spaziergang durch den Bois de Boulogne zum Beispiel - oder ich treffe mich mit Freunden in Cafés um bei einer Tasse heißer Schokolade die letzten Neuigkeiten auszutauschen und Hinweisen auf Ausstellungen, neue Kinofilme oder kostenlose Eintrittskarten nachzugehen.

So ein Café-Nachmittag ist wirklich etwas sehr feines, dabei führe ich mein kleines schwarzes Notizbüchlein mit und mache mir Notizen zu neuen Adressen ("les bonnes adresses"). Allein durch die Pariser Quartiers zu wandern hat aber einen ganz eigenen Reiz.
Bei meiner Wanderung durch den Bois de Boulogne hatte ich mir vorgenommen ein paar Fotos von der winterlichen Parklandschaft zu machen. Das Licht war allerdings eher mäßig und so verlegte ich mich großenteils nur auf auf's reine Erkunden - wobei ich mich unversehens im Wagenlager eines überwinternden Zirkus' wiederfand.

Ganz wie in ein Kinderbuch versetzt wagte ich nicht recht näher zu treten und etwa in die Stallungen zu schauen. Doch ein junger Mann, der gerade aus einem der Wagen ins freie getreten war sprach mich an. Er fragte ob ich jemanden suche. Meine Antwort, dass ich mich wohl etwas verlaufen habe muss ziemlich kindisch gewirkt haben. Jedenfalls grinste er mich nur an und fragte ob ich die Tiere sehen wolle. Ich bejahte und er schickte mich in eines der Zelte, in denen Pferde, Esel und Lamas untergebracht waren.

Im Bois de Boulogne pflegte zu alten Zeiten der französische König der Jagd nachzugehen. Wenn man heute vom "Grand Lac" in Richtung Norden wandert sieht man anstatt Hirschen und Rehen ganz andere Gestalten im Gebüsch herumstreifen: Stricher bevorzugen das Grüne, während ihre weiblichen Kolleginnen, die "poules de luxes" (Edelnutten) die Hauseingänge in der benachbarten Avenue Foch bevölkern.

In der Tat ist diese Straße und nicht etwa die Champs Elysées die breiteste Achse der ganzen Stadt. Hier leben die Multimillionäre von Paris in schicken Stadtwohnungen mit großen Fenstern und teuren Autos in den Einfahrten. Ihr Blick geht aus den Fenstern über eine großzügige Grünanlage in Richtung Arc de Triomphe. Dort sehen sie mich gerade noch in den Metroschacht steigen, auf dem Weg nach Hause. Mal schauen was der Abend so bringen könnte.

Foto: Zwei Männer im "Le Malakoff" am Trocadero. Leuten zuschauen ist eine Hauptbeschäftigung an solchen Orten.

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