Freitag, Januar 12, 2007

Prüfung geschafft


Meine wichtigste Prüfung am Ende des ersten Semesters in Paris war Economie du Développement. Aber obwohl es sich hier um eine Uni handelt, würde ich den Schwierigkeitsgrad eher im Bereich einer normalen Oberstufen-Klausur an der Schule ansiedeln. Ein paar Stunden in der Institutsbibliothek und einige Mitschriften von Kommilitonen reichten aus, um mit einem angemessen sicheren Gefühl am Prüfungstermin vor dem Saal 103 aufzulaufen.

Die Mitschriften von französischen Kommilitonen sind noch immer ergiebiger als meine eigenen, da es doch noch immer gelegentlich zu Lücken kommt. Kein Wunder, wenn ich versuche gleichzeitig französisch zu verstehen, Fachwörter ins Englische zu übersetzen, dabei selbst gelegentlich noch auf deutsch denke und auch noch System in die Niederschrift bringen will. Ich bin also in einem babylonischen Sprachwirrwarr gefangen, außerdem in einem französischen Organsiations-Chaos : Meine Prüfung beginnt mit einer Stunde Verspätung und sieht vollkommen anders aus als angekündigt.

Unser Lehrer hatte erklärt, er verlange von uns ein Essay zum Thema, er unterfüttere uns zu diesem Zwecke lediglich mit Graphen, einigen Statistiken und vielleicht einem kurzen Zeitungsartikel. Fragestellung, Aufbau der Argumentation und so weiter oblägen demnach unserem Gusto. Am Ende bekamen wir eine vollkommen ordinäre Klausur mit ordinären Fragen zu Harrod-Domars Wachstums-Modell und Ähnlichem vorgesetzt. Nicht unbedingt schwer, aber doch viel langweiliger.

Nach getaner Arbeit habe ich das abgeschlossene Semester im Pariser Mix-Club mit einigen Freunden ausgiebig gefeiert. Viele meiner Kommilitonen fahren schon nach diesem ersten Semester wieder nach Hause. Die meisten von ihnen sind froh darüber. "Ich muss endlich mal wieder weiter kommen mit meinem Studium" ist ein gängiges Argument. Und natürlich vermissen viele ihre Freunde und die Familie zuhause. Die kürzlich zuende gegangenen Weihnachtsferien scheinen das Heimweh bei vielen noch verstärkt zu haben. Mir selbst geht es gar nicht so. Ich wollte noch lange nicht wieder nach Hause. Was sollte ich jetzt in Mainz? Einfach weitermachen wie zuvor? Gerade habe ich mich richtig bequem in Paris eingerichtet - das möchte ich auf jeden Fall so lange wie möglich weiter auskosten.

Auch was die Sprache angeht, habe ich nicht das Gefühl, dass ein halbes Jahr ausreicht. Ich verstehe inzwischen zwar das allermeiste, habe keine Probleme mehr fern zu sehen oder Radio zu hören. In der Regel kann ich mich auch selbst ganz gut verständlich machen. Doch ich glaube, dass ich vieles sehr schnell wieder verlieren würde, und dass das bisher gelernte noch lange nicht ausreicht um zufrieden zu sein. Das Gefühl teilen viele, die jetzt wieder nach Hause fahren. Eine Sprache lernt man nicht in einem halben Jahr.

Foto: Gesellschafts-Eislaufen unterscheidet sich vom Eis-Kunst-Lauf durch das Fehlen atemberaubender Figuren und Sprünge, zeichnet sich dafür aber durch das gemütliche dahingleiten aus, das zu sozialer Kontaktpflege genutzt werden kann. Auch ein kleines Päuschen bei mitgebrachter Mousse au Chocolat ist durchaus erlaubt.

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