Dienstag, Oktober 17, 2006

Fêter au Queen


Das Le Queen ist einer der angesagtesten Pariser Clubs - prominent gelegen direkt an der Avenue des Champs Elysées und ein Muss für jeden, der die Pariser Party-Szene ein bisschen kennen will. Da ich mir in meinem geographischen Ehrgeiz diese Stadt gründlich kennen zu lernen auch eine gewisse Kenntnis des Nachtlebens verschrieben habe, war klar, dass ich hier nicht umhin käme einmal selbst die 15 Euro Eintrittsgeld zu berappen.

Als ich am Sonntag Abend den Club dann endlich betrete ist er viel kleiner als ich ihn mir vorgestellt habe. Die Stimmung ist dafür umso besser. Der Abend nennt sich Overkitsch und einige Gäste kommen dem Motto mit ihrem Aussehen mehr als nach. In der Metro sitze ich mit meinem amerikanischen Begleiter gegenüber eines rosa Engels, der dann - einen Zauberstab schwingend - zur gleichen Party geht.

Der Dj legt ordentlich tanzbare Musik auf und dank der luxuriösen Klimatechnik kommt man auch nicht so schnell außer Atem. Zwangsläufig geht der Abend bis in die frühen Morgenstunden - angereist sind wir mit der letzten Metro des Tages. Meine Begleitung ist in diesem Club offensichtlich sehr heimisch - ich werde herumgereicht und mit der halben Tanzfläche bekannt gemacht. Aber aufgrund guter Vorbereitung und weil ein Freigetränk im Eintrittspreis enthalten ist, sorgen die fallenden Hemmschwellen bald ohnehin für kollektive Verbrüderung.

Noch vor fünf Uhr verlassen wir dann den warmen Tanzsaal und müssen also eine Weile im Freien vor den noch verschlossenen Metro-Toren verbringen. Noch nie habe ich gesehen, wie so ein Betriebsbeginn der größten europäischen Untergrundbahn abläuft. Um kurz nach fünf fährt an der Station Louvre-Rivoli ein Wagen vor und eine Pullover-bewehrte, gemütlich proportionierte Frau - die Schlüsselmeisterin - steigt aus. Als wäre es ihre eigene Wohnung, schließt sie gemächlich auf und fährt das Absperrgitter nach oben.

Ich hatte gedacht diese Tore öffneten sich automatisch. Aber tatsächlich erwacht diese Metro überall in der Stadt auf die gleiche Weise: Pullover tragende, mittelalte Frauen steigen aus französischen Kleinwägen aus und schließen auf. Daraufhin räumen sie ihr Frühstückszeug ins kleine Büro und machen es sich hinter den Schaltern bequem. Um 5.30 rauschen dann die ersten Metrozüge in die Stationen und deren Fahrer sehen nicht einmal müde aus.

Foto: Neue Klamotten für Mutter. Auslage eines Modegeschäfts in der Rue St. Honoré.

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