Dienstag, Oktober 10, 2006
Billig leben in Paris (3) - Wohnraumbeschaffung
Der Wohnungsmarkt in Paris im Allgemeinen, aber für Ausländer im Besonderen gilt als durchaus schwierig. Auch wenn ich inzwischen ein paar Leute kennen gelernt habe, die erzählen, innerhalb von drei Tagen gleich drei Wohnungen zur Auswahl gehabt zu haben.
Trotzdem (quand même) sind die Mieten hoch und für viele Studenten sind 500 bis 600 Euro im Monat für gerade mal zehn Quadratmeter mehr als unangenehm. Aber ähnlich wie mit dem Essen bei Ausländern und den teuren Partys mit Einladungen gibt es immer ein paar Tricks und Kniffe, die einem das Leben leichter machen können - wenn man es denn schon vorher gewusst hätte.
Gestern war ich mit Christian im Goethe-Institut, gerade gegenüber dem Jardin Luxembourg. Das Institut ist quasi ein öffentliches Wohnzimmer für Deutsche in dieser Stadt. Man kann kommen und gehen wie man will, setzt sich auf die Sofas und liest beispielsweise deutsche Zeitungen.
Aber es gibt auch einige Ordner mit Stellenangeboten und sonstigen Gesuchen - und genau das ist der Trick für die kostenlose (!) Wohnung in bester Lage. Es gibt nämlich eine Menge junger deutscher Familien, die gerade kürzlich erst nach Paris gezogen sind. Die Kinder gehen auf die deutsche Schule und die Eltern haben reichlich Geld. Und sie haben eine separate Dachwohnung, die sie einem Kindermädchen - oder einem Kindermännchen - gegen die Erbringung begrenzter Kinderbetreuungsdienste gerne "kostenfrei" überlassen.
Die Anzeigen dieser jungen Familien finden sich in den Ordnern des Goethe-Instituts gleich zu mehreren, und der sympathische Jungstudent sollte durchaus den Versuch wagen, bei diesen Leuten vorstellig zu werden.
Auch sonst gibt es übrigens einige durchaus nette Stellenangebote für deutsche Muttersprachler in diesen Ordnern zu finden.
Christian und ich allerdings wurden jäh in der Lektüre gestört als sich eine ältere, schon länger exilierte Deutsche uns gegenüber nieder lies und eine Diskussion darüber anfing, wer wohl die russische Journalistin Politkowskaja erschossen habe (Putin? Die Mafia? Ist Putin eigentlich überhaupt so böse?). Das Streitgespräch (des öfteren von der Verwalterin mit der Mahnung zur Ruhe unterbrochen) mäandrierte schließlich zu der eigentlich obsoleten Frage, ob das DDR-Regime tatsächlich krimineller war, als es das System der "BRD" heute ist.
Gottseidank platzte dann ein dritter Herr in die Runde hinein und mit dem mussten wir ganz schnell einen Trinken gehen.
Fotos: 40 Jahre Benetton - ein Grund zum Feiern für die besseren Kreise der Stadt und Modezaren aus aller Welt. Das Centre Pompidou diente als Kulisse für das Défilé mit den bunten Klamotten. Der Normalbürger musste natürlich draußen bleiben - und wurde wohlwollend via Leinwand vom Geschehen im Gebäude unterrichtet.
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1 Kommentar:
ohja simon..genau..das jetztige system is sooo böse, nich?
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