Sonntag, September 10, 2006

La Nuit des Follivores


Das zehnte Arrondissement, genauer zwischen Gare de L'Est und der Metrostation Straßbourg-St. Denis erinnert ein bisschen an eine Mischung aus Bombay und Casablanca. Restaurants heißen Best Africa und hier findet man auch diverse Reiseagenturen lybischer Fluggesellschaften. Es ist ungemein belebt, Gemüsegeschäfte, Teestuben und Männer in langen Gewändern. In dieser Gegend, irgendwo in der Rue de Paradis (die so nur heißt), im Hinterhaus, 4. Stock, erste Tür verbarg sich aber doch eine sehr nette Studentenbude mit Blick auf viel Hinterhofatmosphäre und von dort brachen wir auch zu meinem ersten Nachtclub auf.

Der Abend nannte sich "La Nuit des Follivores" (klingt ein bisschen... naja, ich hab es nicht übersetzt) und trug sich zu, irgendwo in der Nähe der Rue Oberkampf, genauer kann ich es jetzt auch nicht mehr sagen. Abende dieser Art beginnen etwa um Mitternacht und kosten das kleine Vermögen von 17 Euro (Eintritt plus ein Getränk). Der Abend stand unter dem Motto "französische Pop-Musik seit dem zweiten Weltkrieg oder zumindest nur wenig später". Sprich von "la musique electronique" bis zu jenen Stücken, bei denen man vor seinem inneren Auge Louis de Funès in einem alten Citrôen französische Landstraßen entlangfahren sieht, war alles geboten. Der Vorteil gegenüber deutscher Popmusik besteht darin, dass ich hier noch nicht alle Stücke auswendig kannte.

Der Club war früher wohl ein Theater mit einer 2-stöckigen Galerie für die besser zahlenden Gäste gewesen. Da wo einst die Zuschauerränge waren, tanzten jetzt tausende "Franzpop-Jünger" und in der Galerie gab es die Bar und einige Sitzplätze. Auf der Bühne werkelte der Dj und sogar auf dem Männerklo gab es lange Schlangen.
Um halb zwei war der Laden mehr als voll und die Stimmung auf der Höhe. Einen kurzen Moment absoluter Nüchternheit erlebte ich allerdings, als ich eine Dose Cola erstehen wollte und der nette Barkeeper neun Euro als Preis nannte.

Um halb 5 Standen wir am Place de la Bastille - und wunderten uns, warum wir nicht am Place de la Republique standen. Etwa eine Stunde später spuckte uns der Nachtbus N01 am richtigen Ort aus - nach einer Runde durch die ganze nächtliche Stadt (es war so spät, sogar im Louvre hatte man das Licht ausgemacht, das den Palast sonst immer so großartig anstrahlt).

Foto: Rue du Faubourg St. Denis, eine lebendige Paralellstraße zum Blvd. de Straßbourg, quasi die Gegend aus meinem Bericht, am nächsten Morgen fotographiert.

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