Samstag, September 23, 2006

Presseschau


Am heutigen Samstagmorgen war ich zunächst auf einem Markt in der Rue du Levis in der Gegend Villiers unterwegs und träumte von gutem Essen (Fleisch!!). Auf einem Flohmarkt in einer ganz anderen Gegend kaufte ich mir später noch ein altes französisches Geographie-Buch aus den 40er Jahren, in dem Frankreich noch mit all seinem Glanz des großen Kolonialreiches dargestellt wird. Lustige Bilder aus Indochina oder Marokko sind da zu sehen und man versteht ein bisschen besser, warum in den Reiseführern zu dieser Stadt steht, dass sie bis Mitte des 20 Jahrhunderts eine kulturell wirklich bedeutsame Weltstadt WAR und heute nur noch mehr oder minder von ihrem Ruf zehrt.
Wenn man sich mit Franzosen trifft muss man oft ein bisschen Zeit mitbringen - sie verspäten sich gerne - und so wartete ich heute etwa eine halbe Stunde länger auf mein Mittagessen und laß dabei eine von den vielen kostenlosen Zeitungen, die hier verteilt werden.

Neben dem Presidentschaftswahlkampf (Angstgegner Le Pen) war mal wieder die noch immer schwelende Gewalt in den Banlieues Thema. Als Bewohner einer solchen Gegend interessiert mich das Thema naturgemäß. Ein kleiner Skandal ist um die Tatsache gewachsen, dass die französische Polizei zur Überwachung von Gegenden, in die sie sich nur noch selten traut, inzwischen fliegende, ferngesteuerte Drohnen einsetzt. Die sehen lustig aus, aber niemand hat den Leuten erzählt, dass solche Geräte zur Überwachung benutzt werden und es klingt ja auch tatsächlich ein bisschen unheimlich und nach Big Brother.

Ich habe mich schon öfter gefragt wie sicher eigentlich meine eigene Gegend - Creteil ist. Der Problemschwerpunkt liegt derzeit im Norden in Seine-St-Denis aber auch bei mir um die Ecke ist mir letztens vorrübergehend recht mulmig geworden.

Drei vermummte Schwarze kamen da auf mich zu, kreisten mich ein und interessierten sich ganz offensichtlich für meinen Rucksack. "Was hast du denn da drin - zeig mal her - mach mal auf!" Ich reagierte ziemlich gereizt und um meine Unsicherheit zu übertönen begann ich relativ laut und aggressiv zu werden. Die drei setzten ihr Spiel noch eine oder zwei unendlich lange Minuten fort und als sie mich leicht verzweifeln sahen, fingen sie an zu lachen und meinten, es wär alles nur zum Spaß und nichts für Ungut.. Sie wollten offensichtlich nur mal das neue Bleichgesicht im Viertel erschrecken. Auch wenn ich eigentlich absolut keine Unterschiede mache, was Hautfarbe angeht - an diesem Nachmittag war mir, sobald ein schwarzes Gesicht mich anschaute, leicht unangenehm zumute.

Foto: Mein Institut an der Uni Creteil von der Metro aus gesehen. Ein ziemlich moderner Bau - sauber und freundlich. Kein Grund zur Klage!

1 Kommentar:

smatha hat gesagt…

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