Zum dritten Teil meiner Wochenend-Ausgeh-Trilogie. Les Bains-Douches sind ein neuer Club (und an anderen Tagen auch ein Restaurant) in der Rue du Bourg L'Abbé im dritten Pariser Arrondissement. Schon der großzügige Eingang mit seinen roten Stoffbahnen und Empfangsdame in der Eingangshalle (neben den obligatorischen Empfangsherren - sprich "Security") machen einiges her. Der Club ist in seinem Innern schick und modern durchgestylt mit Videoinstallationen, weißen Wänden sowie blauem und rotem Licht. Wir sind hier heute zum Tea-Dance - das heißt es geht los um acht und nicht länger als etwa ein Uhr, denn dann wechselt man in die klassischen Nachtclubs (wir heute nicht, es ist Sonntag, ich bin heute Abend sowieso schon schwer aus den Federn gekommen). Angesichts der aufwendigen Gestaltung und der guten Musik ist es umso erfreulicher, dass der Eintritt bis neun Uhr frei ist und das ist auch das eigentliche Argument für den Club an diesem Abend.
Wie komme ich an die Adresse? Nunja, ich wäre wohl hilflos ohne meinen ortskundigen Begleiter, Arnaud. Der wird praktischerweise an einer der Grands Ecoles zum Dolmetscher für Deutsch (neben Polnisch und Englisch) ausgebildet und spielt derzeit Privatlehrer für mich. Er lässt mir keinen grammatischen Fehler durchgehen und ammüsiert sich an meinem deutschen Akzent. Ich habe ihm noch nicht von seinem Akzent erzählt. "Könntest du bitte ordentliches Französisch sprechen?" - ich versuche es ja. In der Eile habe ich heute leider mein Carnet für neue Vokabeln vergessen, andererseits ist Heftführung auf Tanzflächen nirgends sonderlich angesehen - ergiebig wäre der Abend sicherlich geworden.
Auch dabei ist ein Freund von Arnaud, Simon (leicht zu merken), der ebenfalls schon ein halbes Jahr in Deutschland verbracht hat, sich aber weigert zuzugeben, dass er Deutsch versteht. Ohnehin ist es erwünscht, dass die vorrangige konversations-Sprache Französisch ist. Nur wenn ich später am Abend langsam Hirnkrämpfe kriege oder es gerade sehr schnell gehen muss ist Deutsch ok.
Vorteil an einem Abend mit Tea-Dance ist, dass man noch die letzte Metro nach Hause erwischt. Von Les Halles bringt sie mich aus dem Wochenende nach Creteil zurück, wo am nächsten Tag der "Alltag" beginnt - mit putzen und französischen E-Mails auf dem Programm. Beim Umsteigen in Reuilly-Diderot gibt es eine kleine Wartezeit, die ein Schwarzer in langem Gewand dazu nutzt, den Passanten zu erklären, wie schlimm die Zustände in Afrika sind und dieser Monsieur Sarkozi - il est nul! Stolz seinen Monolog weitgehend verstanden zu haben fahre ich nach Hause und bin mit meiner ersten Woche in Paris mehr als zufrieden.
Foto: Champs-Elysee bei Nacht
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