Heute Aufbruch nach Paris! Als ich am Abend zuvor im Bett liege kommt für einen Bruchteil einer Sekunde der verwerfliche Gedanke auf, dass ich hier zuhause ja eigentlich auch ein verdammt schönes Zimmer habe - dass ich nur leider so selten sehe. Festzuhalten ist: Ich will nach Paris - das Reisefieber verlangt es!
Nächster Morgen. Zu viert sitzen wir im Auto nach Frankreich. Mein Bruder fährt, er und ich haben noch jeweils einen Freund mitgenommen. Ein gebührendes Begleitkommitee für leichte Aufgaben und zur Unterhaltung. Die Fahrt verläuft problemlos, nur warum gibt es auf der Raststätte keine Sitzbänke?
Ohne Probleme finden wir mein neues Zuhause in Creteil bei Paris. Das Viertel in dem ich wohne ist geprägt von Hochhaussiedlungen. Die Spannung steigt - wo sollen wir über das Wochenende schlafen, wenn heute kein Verantwortlicher anzutreffen ist? Das erste Problem ergibt sich, als wir versuchen das Wohnheim zu betreten: Das Heim ist extrem gut gesichert.
Die erste Tür überwinden wir, als eine Gruppe Studentinnen das Heim verlässt. Allerdings stecken wir dann in der Falle. Wir sitzen zwischen zwei Doppeltüren fest, müssen wieder warten bis jemand entgegen kommt. Das ganze Theater geht noch zwei weitere Türen so bis wir endlich jemanden finden, der mir weiterhelfen kann.
Derjenige schickt uns erstmal an die Uni, eine "Justification scholaire" einzuholen, der an der Uni schickt mich wieder zurück, erstmal einziehen. Damit hatte ich gerechnet. Was sollte ich hier, wenn alles glatt liefe? (Die Prozedur durch vier gesicherte Türen wiederholt sich natürlich).
Schließlich beziehe ich noch mein neues Zimmer. Es ist ein Doppelzimmer und vorerst hat es kein Internet. Daraus ergeben sich folgende Fragen: 1. Wie/Wer ist mein neuer Mitbewohner? 2. Wann wird er hier einziehen? 3. Wo schlafen meine Mitreisenden, falls mein neuer Mitbewohner auftaucht? 4. Wie finden wir eine alternative Bleibe, wenn wir kein Internet haben?
Als wir zu unserem Auto zurückkehren, um das Gepäck hereinzuholen stellt sich Frage Nr. 5: Wo sonst bitte, kriegt man innerhalb von nur einer halben Stunde schon die erste Radkappe geklaut?
Wir beschließen, erstmal volles Risiko einzugehen und anzunehmen, dass heute noch niemand kommen wird. Wir verlassen das Wohnheim und erreichen wenig später das "Creteil Soleil", ein riesenhaftes Einkaufszentrum, dass im Bezug auf Einkaufsmöglichkeiten in etwa ein Äquivalent zur Innenstadt von Mainz darstellen dürfte. Ganz in der Nähe des Einkaufszentrums treten wir plötzlich aus dem Wald von Hochhäusern heraus und stehen vor einem großen künstlichen See.
Hier finden wir schließlich auch mein Internet. Ganz offen liegt es hier einfach auf der Straße herum. Man muss sich nur dazu setzen und davon bedienen. Von nun an,liebe Leserschaft, werde ich also die Zeilen dieses Blogs bei einem urban-romantischen Ausblick auf den künstlichen See von Creteil schreiben.
So, das wars für heute, auch wenns noch viel zu berichten gäbe - über das Afrika-Feeling, das man hier so kriegt, über den Schuh auf dem Dach vor meinem Fenster und noch so manches mehr. Nächstes Mal vielleicht...
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